Dossier

Schlappe bei IRENA Bonn unterliegt Abu Dhabi

Schlappe für Deutschland und Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD): Trotz hohen Einsatzes der Bundesregierung wird Bonn nicht Hauptquartier der neuen Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA). Mit dem Sitz der IRENA kann sich Abu Dhabi schmücken, die Emirate-Hauptstadt. Die Entscheidung fällten Delegierte aus rund 130 Ländern am Montag im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich. Bonn erhält ein Trostpflaster: Unter dem IRENA-Dach soll ein Innovations- und Technologiezentrum für erneuerbare Energien entstehen.

Umwelminister Gabriel ist es nicht gelungen, die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien an den Rhein zu locken.

Umwelminister Gabriel ist es nicht gelungen, die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien an den Rhein zu locken.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Bundesregierung, die sich selbst als Vorreiter bei der Förderung erneuerbarer Energien sieht, hatte Bonn für den Sitz des IRENA-Sekretariats ins Rennen geschickt. Gabriel und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten für die Stadt am Rhein geworben. Bonn ist bereits UN-Standort und Heimat des Weltklimasekretariats sowie etlicher Entwicklungsorganisationen und galt lange Zeit als Favorit. Mit IRENA wäre eine weitere prestigeträchtige Institution nach Bonn gekommen.

Öko-Energie in den Öl-Emiraten

Der Wüsten- und Ölstaat Vereinigte Arabische Emirate stellte aber großzügige finanzielle Unterstützung für IRENA in Aussicht und warb zusätzlich mit der Finanzierung von Öko-Projekten. Der Delegierte aus dem Ölstaat bot auch gleich die Übernahme aller Betriebskosten des Sekretariats "auf ewig" an. So wurde am Ende der IRENA-Initiator nicht belohnt: Deutschland musste sich bei den Öko-Energien ausgerechnet den Öl-Emiraten geschlagen geben. "Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden", sagte eine Sprecherin der Delegation aus Abu Dhabi.

IRENA (International Renewable Energy Agency) war im Januar in Bonn - vor allem auf Betreiben Deutschlands - von 75 Staaten gegründet worden. Mittlerweile gibt es über 130 Unterzeichnerstaaten. Darunter sind auch die USA. Die Organisation soll weltweit den Ausbau erneuerbarer und klimafreundlicher Energien wie Sonne, Wind, Wasser, Erdwärme und Biomasse vorantreiben. Insbesondere Entwicklungsländern soll dabei geholfen werden.

"Fairer Kompromiss"

Auch der dritte Mitbewerber Wien ging in Scharm el Scheich nicht ganz leer aus. In einem Kompromiss einer "Dreierlösung" soll Wien ein Verbindungsbüro für Kontakte zur UN im Bereich Energie und zu anderen internationalen Institutionen erhalten. Gabriel begrüßte die Lösung als "fairen und sachgerechten Kompromiss". Eine Kampfabstimmung zwischen den Bewerberstädten sei vermieden worden. "Sie hätte den fatalen Eindruck einer künstlich aufgeladenen Nord-Süd-Teilung hinterlassen."

Für Gabriel ist IRENA "schon heute ein unglaublicher Erfolg". In den letzten 60 Jahren habe es keine derart erfolgreiche Initiative Deutschlands gegeben. In nur fünf Monaten seit Gründung seien mehr als 130 Staaten weltweit beigetreten. "Diesen Erfolg Deutschlands wollten wir nicht durch eine Kampfabstimmung und die damit verbundenen Spaltungen gefährden."

Umweltorganisationen kritisieren IRENA

IRENA ist die erste global von Regierungen getragene Organisation, die sich vorrangig mit der Förderung erneuerbarer Energie beschäftigt - und sie soll ein Gegengewicht zu den etablierten Energie- Organisationen wie der Internationalen Energie-Agentur (IAE/Paris) und der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA/Wien) sein. Diese wurden unter anderen Vorzeichen bereits vor Jahrzehnten gegründet und scherten sich kaum um regenerative Energien oder vernachlässigten oder blockierten sie aus Eigeninteresse, wie Umweltorganisationen kritisieren.

Deutschland wird in Bonn vier Millionen Euro für den Aufbau des Innovations- und Technologiezentrums bereitstellen, dann jährlich zwischen zwei und drei Millionen Euro. "Deutschland als Technologieführer behält damit maßgeblichen Einfluss auf die internationale Entwicklung der erneuerbaren Energien", sagte Gabriel.

Quelle: ntv.de, Edgar Bauer, dpa

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