Kgalema Motlanthe Brückenbauer an Südafrikas Spitze
25.09.2008, 15:50 UhrKgalema Motlanthe, einer der Veteranen der Befreiungsbewegung gegen die Vorherrschaft der Weißen in Südafrika, gilt als Friedensstifter. Zumeist elegant gekleidet, hat der ANC- Vizechef und Sohn eines einfachen Arbeiters den Ruf, ein Mann der moderaten Töne zu sein. Nicht nur im Ausland, auch bei seinen Landsleuten ist der 59-Jährige allerdings wenig bekannt. Nach dem ruppigen Ende der Amtszeit von Staatspräsident Thabo Mbeki wird er jetzt als dessen Nachfolger versuchen müssen, das Vertrauen seiner Landsleute in die Regierung wieder herzustellen. Auch parteiintern ist dringend ein Krisenmanager gefragt, dem es gelingt, den tief zerstrittenen Afrikanischen Nationalkongress (ANC) wieder zu einen.
Motlanthe gilt als enger Vertrauter von ANC-Präsident Jacob Zuma, der seinen langjährigen Rivalen Mbeki beim Parteikongress im vorigen Dezember in einer Kampfabstimmung an der Spitze der Regierungspartei abgelöst hatte. Damals tat sich Motlanthe als Vermittler zwischen Zuma und Mbeki hervor und wurde auf den Posten des Partei-Vizechefs gehoben. Liebevoll "Mkhulu" genannt, was etwa "Großvater" auf Zulu bedeutet, wird Motlanthe sowohl von Anhängern Zumas als auch Mbekis geachtet.
Typische ANC-Karriere
Motlanthe, der sein Privatleben gern aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit heraushält, hat eine typische ANC-Karriere absolviert. Er wuchs als eines von 13 Kindern einer Arbeiterfamilie in ärmlichen Verhältnissen im Township Soweto bei Johannesburg auf. Mit seiner Frau hat er drei Kinder, er schwärmt für Jazz und Fußball.
Unter dem Apartheidregime wurde er 1977 als ANC-Aktivist zu zehn Jahren Haft verurteilt und saß im berüchtigten Gefängnis von Robben Island, wo auch Nelson Mandela inhaftiert war. Nach seiner Freilassung stieg er in der Bergarbeitergewerkschaft auf, er bildete sich im Fernstudium weiter, 1997 wurde er ANC-Generalsekretär.
Ruhig und besonnen
Ambitionen auf das Präsidentenamt hatte er, wie er im vergangenen Jahr sagte, nicht. Lieber würde er Trainer des glücklosen Fußballvereins Bafana Bafana werden, sagte er. Erst im Juli hatte ihn Mbeki auf Druck des ANC zum Minister ohne Geschäftsbereich gemacht. Voraussichtlich wird er jetzt nur wenige Monate an der Staatsspitze stehen.
Zuma ist vom ANC als Kandidat für die Parlamentswahl im kommenden Jahr bereits aufgestellt. Doch noch ist ein mögliches Verfahren gegen ihn wegen Korruption nicht endgültig vom Tisch. Dies aber würde Zumas Hoffnungen auf das Präsidentenamt durchkreuzen - Motlanthe wäre wieder gefragt.
Mit seinem ruhigen und besonnenen Auftreten hat sich der neue Staatschef nicht zuletzt bei seinem Umgang mit jungen Hitzköpfen im ANC Respekt verschafft. Als unlängst der Chef der Partei-Jugend, Julius Malema, im Zusammenhang mit den Korruptionsvorwürfen lauthals polterte, er sei bereit, für Zuma zu "töten", wurde er von Motlanthe zurechtgewiesen: Er solle die Justiz achten. Nun ist der Krach beigelegt und Malema überzeugt: Motlanthe ist "der Allerbeste".
Quelle: ntv.de, Clare Byrne, dpa