Von CIA gefolterter Abu Subeida Bush ohne Erinnerung
08.12.2007, 16:12 UhrVon Hommy Dara, n-tv Korrespondent in Malaysia
Die Journalisten der New York Times beschäftigen sich schon länger mit dem Mann, welcher jetzt (wieder) zum Dreh- und Angelpunkt des neusten CIA-Skandals geworden ist, der seit dieser Woche Washington erschüttert. Die Rede ist von Abu Subeida, Palästinenser und mutmaßlicher Top-Terrorist mit dem unfreiwilligen Wohnort Guantnamo. Die neusten Enthüllungen des Blattes, die CIA habe Foltervideos zerstört, reihen sich in einer ganze Serie von Titelgeschichten um den Araber ein. Nach Erkenntnissen der Zeitung spielte der mutmaßliche Terrorist nämlich die Hauptrolle in den Filmen. Bereits im September 2006 hatte die New York Times recherchiert, dass Abu Subeida 2002 in Thailand von der CIA gefoltert worden sei.
Nach seiner Ergreifung in Pakistan war der Verdächtige schwer verletzt in den Norden des südostasiatischen Landes geflogen worden. Dort hatten Beamte der US-Bundespolizei FBI den Mann gesund gepflegt. Doch gegen Ende 2002 schaltete sich die CIA in den Fall ein und übernahm eigenmächtig die weitere Vorgehensweise. Nach mehreren ergebnislosen Sitzungen wurde das „verschärfte Verhör“ angewendet. Außer den bereits schon länger bekannten Methoden, wie „simuliertes Ertrinken“ („waterboarding“), Schlafentzug und Schläge, war der Gefangene nackt in eine Isolierzelle mit Temperaturen um den Gefrierpunkt gesperrt worden, während er mit Musik von den „Red Hot Chilli Peppers“ derart laut beschallt wurde, dass er angeblich „dem Wahnsinn nahe war“. Proteste der FBI-Agenten blieben nicht nur ungehört, sondern führten auch zu einem offenen Bruch zwischen den Bundespolizeibeamten und den Agenten. Nach den Vorkommnissen wurde Abu Subeida auf den US-Waffenstützpunkt Guantnamo in Kuba verlegt, wo er sich bis heute befinden soll. In Medienkreisen ist man sich sicher, das FBI habe der Zeitung vor gut einem Jahr die Informationen aus Rache für die Ereignisse in Thailand zugespielt. Da waren die Bänder allerdings schon längst zerstört, wie sich jetzt herausstellte.
Unterdessen bestätigte der neue CIA-Chef Michael Hayden vor dem US-Kongress, die Recherchen der New York Times. Unklar ist jedoch, wo die Aufnahmen gedreht wurden. Juristisch ist die Frage nicht unwichtig. Sollten sie nämlich in Thailand stattgefunden haben, greift das thailändische Strafecht, das die Staatsanwaltschaft dazu zwingt zumindest Ermittlungen wegen „Behinderung der Justiz“ und „Beweismittelvernichtung“ aufzunehmen. Es wird mit Spannung erwartet, wie die Justizbehörden in dem südostasiatischen Land in der kommenden Woche reagieren werden. Während die Vorkommnisse von 2002 und ihre Aufdeckung vier Jahre später unter dem mittlerweile gestürzten Bush-Freund Premierminister Thaksin Shinawatra stattfanden, hat sich das Klima zwischen Bangkok und Washington deutlich abgekühlt. Die „Red Hot Chilli Peppers“-Affäre wurde damals als „nicht ermittelbar“ unter den Teppich gekehrt.
Sollte US-Präsident George W. Bush, der sich angeblich nicht mehr daran erinnert, ob er über die Zerstörung des Filmmaterials bereits 2005 informiert gewesen ist oder nicht, nachgewiesen werden, dass er beteiligt war, könnte rein theoretisch gegen ihn Haftbefehl in Thailand wegen „Beihilfe zur Strafvereitelung“ erlassen werden.
Quelle: ntv.de