Dossier

Niederlage in den Städten CSU abgeschlagen

Schock für die CSU: Bei den bayerischen Kommunalwahlen ist der erste echte Testlauf für Parteichef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein missglückt - zumindest in den großen Städten des Freistaats. Anstelle der erwarteten Stimmengewinne gab es dramatische CSU-Verluste in den Metropolen München und Nürnberg. Und in keiner einzigen der fünf größten Städte Bayerns konnte die auf Landesebene seit mittlerweile 46 Jahren alleinregierende CSU auf Anhieb den Sessel des Oberbürgermeisters erobern. Aus christsozialer Sicht ist das ein böses Omen für die Landtagswahl im Herbst. Huber und Beckstein stehen vor einem ungemütlichen Dauerwahlkampf.

Den schweren Niederlagen in München und Nürnberg folgten am Sonntagabend noch weitere Hiobsbotschaften für die CSU. In Regensburg und Würzburg schnitten die christsozialen Stadtoberhäupter weit schlechter ab als erwartet. Sie müssen nun bis zur Stichwahl noch zwei Wochen länger als geplant Wahlkampf machen. Im tiefschwarzen Niederbayern lag der Passauer SPD-Kandidat Jürgen Dupper im ersten Wahlgang sogar fast zehn Prozentpunkte vor dem CSU-OB Albert Zankl. Nur in Augsburg - der drittgrößten Stadt des Freistaats - gelang es dem eigentlich als chancenlos geltenden CSU-Kandidaten Kurt Gribl überraschend, den SPD-Amtsinhaber Paul Wengert in die Stichwahl zu zwingen.

SPD jubelt, CSU streitet

Bayerns leidgeprüfte Genossen mochten ihr Glück kaum fassen. Landtagsfraktionschef Franz Maget sprach von einem "fantastischen Ergebnis für die SPD in Bayern". "Der CSU schwimmen die Felle davon", jubilierte Maget, der bei der Landtagswahl im Herbst als Herausforderer gegen Ministerpräsident Beckstein antreten wird. "Der angekündigte Sturm auf die roten Rathäuser ist ausgeblieben."

In der CSU brach sogleich Streit aus. Die Großwetterlage für die Union sei "nicht so gut", versuchte der Umweltminister Otmar Bernhard im Bayerischen Fernsehen das Münchner Debakel zu deuten. Der niederbayerische CSU-Bezirkschef Manfred Weber konterte: "Man sollte das nicht überregional abschieben, sondern zunächst vor der eigenen Haustür kehren."

Hoffnung auf dem Land

CSU-Chef Erwin Huber mühte sich, die Kommunalwahl dennoch als Erfolg für die CSU zu werten: Die Partei sehe sich auf einem hohen Niveau bestätigt und habe den Stimmungstest nach dem Führungswechsel bestanden. Auch Landtagsfraktionschef Georg Schmid betonte tapfer: "Es sieht gut aus." Von einem Trend zugunsten der SPD könne nicht die Rede sein.

Die christsozialen Hoffnungen ruhen auf dem Land, wo die Konservativen traditionell viel stärker sind als in Bayerns Städten. Bei den Landratswahlen konnte die CSU denn auch mehrere Erfolge verbuchen. 50 statt bisher 45 Landratsposten hatte Huber als Zielmarke vorgegeben. "Es ist zu früh, um eine vollständige Bewertung abzugeben", kommentierte Ministerpräsident Günther Beckstein dementsprechend im Bayerischen Fernsehen.

Ohne gute Ergebnisse in den großen Städten ist aber die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl gefährdet. Und in Wahrheit sieht es nicht so aus, als ob der Bundestrend gegen die CSU sei - sondern der Landestrend. Nach einer Umfrage des Bayerischen Rundfunks sind nur noch 51 Prozent der Wähler im Freistaat zufrieden mit der CSU-Staatsregierung - verglichen mit 65 Prozent bei der letzten Landtagswahl 2003.

Von Carsten Hoefer, dpa

Quelle: ntv.de

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