Dossier

Ende der Labour-Ära Cameron bereit fürs Amt

Als Großbritannien 1997 zuletzt einen konservativen Premierminister hatte, war David Cameron gerade mal 30 Jahre alt. Damals verdrängte der 43-jährige Labour-Chef Tony Blair den glücklosen Tory-Regierungschef John Major aus der Downing Street Nummer 10. Elf Jahre später bewohnt mit Gordon Brown zwar immer noch ein Labour-Politiker den Regierungssitz. Aber die Umfragewerte deuten klar darauf hin, dass Brown spätestens nach der Wahl 2010 seine Koffer packen und für David Cameron Platz machen muss. Cameron, seit 2005 Chef der Konservativen, wäre dann im selben Alter, wie einst Blair bei seinem ersten Wahlerfolg.

Nach der Niederlage von John Major verloren die Konservativen noch bei zwei folgenden Wahlen gegen Blair. In der Zeit verschlissen die Torys drei Parteichefs. Sieben Monate nach der letzten Wahlniederlage wurde Cameron Chef der Konservativen. Den Weg an die Spitze hatte er in Rekordzeit zurückgelegt. Gerade mal gut vier Jahre brauchte er, um von seinem ersten Mandat im Parlament 2001 auf den Tory-Chefsessel zu wechseln.

Der schnelle Aufstieg

Zunächst sah es noch so aus, dass Cameron die Reihe seiner erfolglosen Vorgänger verlängert und die Partei unfähig schien, einen Politiker zu finden, der die Menschen begeistern kann. Doch etwa vor einem Jahr drehte sich der Wind, Camerons rasanter Aufstieg in der Wählergunst begann, während bei Labour alles schief geht.

Ausgerechnet dem in Eton und Oxford geschulten Sohn eines Börsenmaklers gelang es, die Konservativen vom Image eines elitären Clubs, der die Sorgen der Menschen nicht kennt, zu befreien. Mit seinen jugendlichen, sprachgewandten und fotogenen Auftritten macht er eine gute Figur im Parlament und im Fernsehen. Und seine früheren Professoren bescheinigen ihm hinter der gefälligen Fassade einen ausgeprägten Intellekt.

Aber Camerons Leben hatte nicht nur unbeschwerte Sonnenseiten. Einen politischen Rückschlag erlitt er, als er 1997 beim ersten Versuch scheiterte, ins Parlament einzuziehen. Ein Schicksalsschlag ereilte ihn und seine Frau Samantha, die ebenfalls aus wohlhabendem Haus stammt, im Jahr 2002. Sohn Ivan kam schwerstbehindert mit einer zerebralen Kinderlähmung zur Welt. Er muss 24 Stunden am Tag betreut werden.

Klare Vorstellungen und Ziele

Dass er seine Kinder - neben Ivan hat er noch Tochter Nancy und Sohn Arthur - nicht aus der Öffentlichkeit heraushält, brachte Cameron den Vorwurf ein, sie als Requisiten zu missbrauchen. "Ich möchte, dass mich die Menschen zu ihrem Premierminister machen, und dafür müssen sie auch etwas über mich wissen", hält Cameron seinen Kritikern entgegen.

Zwar hat Cameron in seinem politischen Leben noch keine exekutive Verantwortung gehabt, aber seine Vorstellungen sind klar: Weniger Staat, weniger Steuern, vor allem weniger Einmischung aus Brüssel lautet seine Devise. Stattdessen Schulen und Familien stärken, um die zerbrochene Gesellschaft zu kitten.

Aber kann jemand mit seiner wohlhabenden Herkunft die Nöte der armen Menschen verstehen, die bei explodierenden Energiekosten sich die Frage stellen, ob sie ihr Essen wärmen oder ihre Wohnung heizen? Zumindest gibt er sich volkstümlich, wenn er den Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad zurücklegt. Außerdem müsse er nicht alles selbst erlebt haben, um es zu verstehen, lautet Camerons Antwort.

Thomas Pfaffe, dpa

Quelle: ntv.de

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