Polens Botschafter würdigt Unterstützung "Dem Unglück einen Sinn geben"
13.04.2010, 13:36 Uhr
Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin und sein polnischer Kollege Donald Tusk legen Blumen an der Unglücksstelle nieder.
(Foto: AP)
Der polnische Botschafter in Deutschland, Marek Prawda, erwartet nach dem Flugzeugabsturz von Polens Präsident Lech Kaczynski, dass Katyn eine neue Bedeutung annehmen wird. Künftig könne es vielleicht auch neue Möglichkeiten im polnisch-russischen Verhältnis geben, sagt Marek Prawda.
n-tv.de: Herr Botschafter, fühlen Sie sich in diesen schweren Stunden ausreichend unterstützt?
Marek Prawda: Wir bekommen eine enorme Anteilnahme von allen Kollegen. Hier in Deutschland habe ich das Gefühl, dass wir wirklich als Nachbarn diese Tragödie gemeinsam erleben. Wenn eine Tragödie gemeinsam erlebt werden kann, dann hat sie auch etwas Verbindendes.
Viele Polen sind zurzeit tief verzweifelt, was würden Sie Ihnen sagen?

Marek Prawda.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ich würde Ihnen sagen, dass wir Orte haben mit einer negativen Bedeutung. Katyn ist solch ein Ort. Katyn stand für eine Katyn-Lüge und für eine verlogene Geschichtspolitik im Kommunismus. Aber auch diese Orte können eine ganz andere Bedeutung bekommen. Das ist etwas, was ich empfinde und was ich vielen heute mitteilen würde: Dass Katyn, nach dem, was wir am 7. April erlebt haben, wo unsere Regierungschefs eine Gedenkfeier zusammen veranstalteten und auch eine gemeinsame Sprache gesprochen haben, eine neue Bedeutung gewinnen kann, die uns vielleicht neue Möglichkeiten eröffnet im polnisch-russischen Verhältnis. Auch denke ich, dass wir dem Unglück im Nachhinein einen Sinn geben sollten.
Welche Chance sehen Sie, dass die Tragödie Ihrem Land die Kraft gibt, erfolgreich den europäischen Weg weiter zu beschreiten?
Ich glaube, dass die Politiker auch in meinem Lande einen neuen Bezugspunkt bekommen. Sie können das nicht ignorieren. Natürlich wird der Alltag irgendwann zurückkommen und ich habe auch keine Illusionen, dass die Politik ganz anders wird. Politik lebt vom Streit, Politik ist Streit. Aber wir haben vielleicht etwas mehr Chancen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.
Quelle: ntv.de