Dossier

Zukunft auch ohne Öl Die Arabische Halbinsel

Der große Reichtum der Region ist das Erdöl. Der Rohstoff hat die Förderländer ins Blickfeld weltweiter Interessen gerückt. Wie lange die Ölquellen noch sprudeln werden, ist ungewiss. Nach Schätzungen von Experten wird in absehbarer Zeit die Ölförderung ihren absoluten Höhepunkt überschritten haben. Zu den zehn ölreichsten Ländern der Welt gehören neben Saudi-Arabien auch der Iran, der Irak, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) existiert seit 1960. Außer den Ölförderländern am Persischen Golf gehören der OPEC auch noch Algerien, Angola, Ecuador, Indonesien, Libyen, Nigeria und Venezuela an. Die Organisation sieht ihre Hauptaufgabe in der Koordinierung der Erdölpolitik in den Mitgliedsstaaten und in der Stabilisierung der Weltmarktpreise durch eine gezielte Steuerung der Fördermengen. Gegenüber den 1970er Jahren, als arabische OPEC-Länder ihren Rohstoff einzelnen westlichen Ländern aus politischen Gründen verweigerten und das Öl als politische Waffe zur Unterstützung der Palästinenser einsetzten, ist die Marktmacht der OPEC tendenziell gesunken. Dazu beigetragen hat auch die Erschließung von Ölquellen in der Nordsee, in den Staaten der ehemaligen UdSSR und in Nordamerika.

Neue Wirtschaftszentren

In den Vereinigten Emiraten hat die Zeit nach dem Öl längst begonnen. Dubai und Abu Dhabi sind die beiden größten unter sieben Kleinstaaten am Golf, welche sich 1971 zusammengeschlossen haben. Beide befinden sich auf dem Weg zu einem internationalen Tourismus-, Handels- und Finanzzentrum. Dubai beeindruckte die Welt bereits 1999 mit dem als Segel gestalteten Luxushotel Burj Al Arab auf einer künstlichen Insel und 2007 mit dem größten Gebäude der Welt, dem auf eine Höhe von mehr als 700 Metern ausgelegten Burj Dubai.

Auch das größte Einkaufszentrum und der größte Vergnügungspark der Welt sollen in Dubai entstehen. Abu Dhabi trumpft dafür mit Kultur auf: Führende Architekten wurden beauftragt, Opernhäuser, Konzertsäle, eine Dependance des New Yorker Guggenheim-Museums und ein Kunstmuseum zu errichten, welches mit Exponaten aus dem Pariser Louvre, dem Centre Pompidou und anderen französischen Museen bestückt werden soll. Die großen Standortvorteile wie niedrige Energiekosten, reichlich vorhandenes Kapital und minimale Steuern haben in den Staaten auf der Arabischen Halbinsel auch die Gründung erfolgreich arbeitender Luftfahrtgesellschaften begünstigt. Vor allem Emirates Airlines (Dubai) macht auf den Strecken zwischen Europa und dem Fernen Osten den europäischen Airlines erfolgreich Konkurrenz.

Der wichtigste unabhängige Fernsehsender der arabischen Welt nahm im Herbst 1996 in Doha im Emirat Katar seine Arbeit auf: Der Sender Al-Dschasira erfreut sich beim Publikum in der arabischen Welt großer Beliebtheit. Er praktiziert einen vergleichsweise liberalen TV-Journalismus und lässt dabei auch kritische Meinungen zu Wort kommen, was der katarischen Herrscherfamilie Al Thani schon häufiger die Kritik autokratischer Nachbarstaaten eingetragen hat.

Zusammenarbeit am Golf

Auf politischer Ebene bemüht sich gerade Saudi-Arabien in den letzten Jahren um eine gemeinsame Zukunftsvision. Das größte Land auf der Arabischen Halbinsel sowie die benachbarten und auf den vorgelagerten Inseln gelegenen Staaten Bahrain, Jemen, Kuwait, Oman, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören der 1945 gegründeten Arabischen Liga mit Sitz in Kairo an.

Wesentlich effektiver und wichtiger für die wirtschaftliche Entwicklung ist die Arbeit des 1981 gegründeten Golfkooperationsrates (Gulf Cooperation Council, GCC). Zur langfristigen Sicherung der Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern ist mittlerweile sogar ein ziviles Kernenergieprogramm im Aufbau. Politisch will der GCC nicht zuletzt eine Dominanz der beiden mehrheitlich von Schiiten beherrschten Staaten Iran und Irak in der Region unterbinden. Schiiten und Sunniten sind untereinander in der Frage der rechtmäßigen Nachfolge des Propheten Mohammed zerstritten. Die mit 57 Mitgliedsländern größte islamische Weltorganisation, die Organisation der islamischen Konferenz (OIC), hat seit 1970 ihren Sitz in der saudiarabischen Stadt Djidda. Die Konferenz hat zum Ziel, wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Solidarität in der Region zu fördern und nimmt für sich in Anspruch, die islamische Welt zu repräsentieren.

Quelle: ntv.de

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