Dossier

Fragen und Antworten Die Ergebnisse des G20-Gipfels

Die größte Reform des weltweiten Finanzsystems ist unter Dach und Fach. Um was geht es? Und hält sie auch, was sie verspricht? Fragen und Antworten zu den Beschlüssen des G20-Weltfinanzgipfels:

Werden Banken, Hedgefonds und andere Finanzinstitute, die die Krise verursacht haben, jetzt besser reguliert?

Alle Finanzmärkte, -produkte und -unternehmen sollen kontrolliert werden. Das betrifft auch Hedgefonds und Rating Agenturen, die die Gefahren von Finanzprodukten beurteilen sollen, aber in der Vergangenheit vielfach versagt haben. Dieser Punkt war ein besonderes Anliegen der Deutschen. Außerdem sollen die Bilanzierungsrichtlinien verschärft werden.

Wird es so etwas wie einen "Aufseher" geben?

Wichtige Kontrolleure werden der Internationale Währungsfonds (IWF) und das neue Financial Stability Board (FSB). Diese Einrichtung soll mit den Aufsichtsbehörden der jeweiligen Länder und dem IWF besser zusammenarbeiten, um ein Frühwarnsystem aufzubauen. So sollen schlimme Fehler wie in der Vergangenheit nicht mehr passieren und drohende Schieflagen von Banken schneller erkannt werden.

Bekommt der Internationale Währungsfonds IWF mehr Geld?

Ja. Er wird mit wesentlich mehr Geld ausgestattet, um Ländern aus finanziellen Notlagen zu helfen. Seine Mittel werden von derzeit 250 auf 750 Milliarden Dollar verdreifacht. Zudem steht der IWF vor der größten Reform seit seiner Gründung im Jahr 1944. Dabei sollen aufstrebende Länder wie China, Indien und Brasilien mehr zu sagen haben. Wie eine Art Finanz-Feuerwehr soll der IWF Staaten rasch zur Hilfe kommen, die auf dem Weg in die Pleite sind.

Was passiert mit Steueroasen?

Steuerparadiese werden künftig viel stärker kontrolliert. Wenn sie nicht mit den Steuerbehörden anderer Länder zusammenarbeiten, kommen sie auf eine Schwarze Liste. Außerdem können sie auch bestraft werden. Die Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) sollte umgehend eine entsprechende Liste "Schwarzer Schafe" veröffentlichen. Durch Steuerflucht und -hinterziehung verlieren Staaten Milliarden, ehrliche Bürger sind die Dummen.

Wird wieder neues Geld in Konjunkturpakete gepumpt?

Nein, erst einmal nicht. Zwar haben sich die Länder auf Konjunkturanreize von insgesamt fünf Billionen Dollar bis Ende kommenden Jahres geeinigt. Aber das ist größtenteils Geld aus Paketen, die sie jeweils schon auf den Weg gebracht haben.

Bekommen Banker und Manager weiter so viel Geld?

Nicht unbedingt. Die Bezahlung der Manager soll sich weltweit mehr am Erfolg der Unternehmen orientieren. Auch wenn keine konkreten Grenzen für das Einkommen gezogen wurden, sollen künftig bei Verlusten keine Millionen-Boni mehr fließen. "Es gibt künftig keine Belohnung mehr für Versagen", sagte der britische Premierminister Gordon Brown.

Dürfen die G20 ihre Märkte in der Krise gegen ausländische Konkurrenz abschotten?

Nein. Es soll nicht passieren, dass einzelne Länder Barrieren errichten, um ihre Märkte vor internationaler Konkurrenz abzuschotten. Darüber hinaus will die G20-Gruppe 250 Milliarden Dollar bereitstellen, um den Handel zwischen den Ländern anzukurbeln. Das Geld soll vor allem als Bürgschaft für Exporte in ärmere Länder genutzt werden und Exportgeschäfte versichern vor Zahlungsausfällen bei den Kunden.

Werden die ärmeren Länder sonst noch unterstützt?

Ja, sie leiden auch am meisten unter der Krise. Ihnen sollen Kredite über verschiedene Entwicklungsbanken von insgesamt 100 Milliarden Dollar zugänglich sein.

Sind das ganze nur leere Versprechen oder gibt es wahre Substanz?

Teils, teils. Die Abschlusserklärung lässt bei vielen Beschlüssen offen, wie sie wirklich überwacht werden sollen. Außerdem ist ein Teil der Mittel kein frisches Geld, sondern Teil bereits bestehender Programme. Auch ist nicht immer klar, wie Verstöße gegen die Beschlüsse bestraft werden sollen. Brown räumte ein, dass nicht alle Probleme gelöst seien. "Die heutigen Entscheidungen werden natürlich nicht sofort die Krise lösen. Aber der Prozess, der sie löst, hat begonnen." Noch in diesem Jahr wollen sich die G20 erneut treffen, um zu prüfen, was sie erreicht haben.

Quelle: ntv.de, Thomas Pfaffe und Annette Reuther, dpa

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