Pakistan auf dem Pulverfass Die Lunte brennt
28.10.2008, 17:32 UhrPakistan sitzt auf einem Pulverfass - und die Lunte brennt an beiden Enden. Das Land - eingezwängt zwischen Indien und Afghanistan - wird nach wie vor von einer Terrorwelle erschüttert. Andererseits droht Pakistan ein finanzieller Kollaps. Das Land hat seine Devisenreserven so gut wie aufgebraucht. Vor allem die Lebensmittel- und Energiepreise machen den Pakistani zu schaffen. In weniger als drei Wochen ist Pakistan pleite.
Kredite möglich
Präsident Asif Ali Zardari braucht Geld, er braucht richtig dringend Geld und richtig viel. Die Summe von sieben Milliarden US-Dollar will niemand bestätigen, sie erscheint aber durchaus realistisch. Inzwischen hat sich die pakistanische Regierung an den Internationalen Währungsfonds gewandt.
Dort ist man nicht grundsätzlich abgeneigt, dem Land mit einem Kredit aus der größten Not zu helfen. Aber kein Kredit ohne die Erfüllung der IWF-Bedingungen. So müsste sich Pakistan bereiterklären, die bereitgestellten Mittel absolut transparent zu verteilen und auch konkrete Projekte benennen.
aber zu IWF-Bedingungen
Die schlichte Ansage, mit dem Geld sollten Jobs geschaffen werden, dürfte nicht ausreichen. Der IWF wird nicht Milliarden zur Verfügung stellen, die dann möglicherweise in dubiosen Quellen versickern, ohne den Menschen substanziell zu helfen. Auch zur Bekämpfung der Korruption müsste sich die Regierung Zanardi verpflichten. Alles in allem eine harte Nuss für den Präsidenten, aber wenn man weiß, dass täglich für mehrere Stunden der Strom abgestellt werden muss, ahnt man, dass Pakistan das Wasser fast bis zum Halse steht. Zanardi hat wohl keine andere Wahl als zuzustimmen - und dann immer noch keine Garantie, dass die IWF-Dollar fließen.
Steinmeier: "Schwierige Sicherheitslage"
Frank-Walter Steinmeier will sich beim IWF für Pakistan einsetzen. Dem Außenminister graut bei der Vorstellung, was hier alles passieren könnte, wenn das Land, immerhin eine Atommacht, weiter destabilisiert wird. Dass Terroristen - oder sagen wir terroristische Kräfte - Oberhand gewinnen könnten, wäre ein Desaster, aber trotzdem erst der Anfang - im schlimmsten Fall vom Ende.
Nach seinen Gesprächen mit Zanardi und seinem Außenministerkollegen Shah Mehmood Qureshi ist Steinmeier ausgesprochen besorgt. Er spricht von einer "schwierigen Sicherheitslage", die nun auch noch von den Auswirkungen der internationalen Finanzkrise überschattet wird.
Die Zeit drängt
Mit einem "angemessenen Kredit" des IWF sollte Pakistan in eine Lage versetzt werden, die aktuelle Krise zu überwinden. Doch ob dieser Kredit gewährt wird, steht in den Sternen. Und für Pakistan tickt die Uhr. Steinmeier: "Ich kann nur hoffen, dass die Entscheidung schnell zustande kommt. Helfen wird nicht ein Kredit in sechs Monaten oder in sechs Wochen. Wenn er innerhalb der nächsten sechs Tage gewährt wird, kann man das Schlimmste vielleicht noch vermeiden in Pakistan."
Auch Saudis sollen helfen
Neben dem großen Geld vom IWF würden Öl- oder andere Energielieferungen helfen - zum Beispiel aus Saudi-Arabien. Das reiche Königreich lehnt diese Möglichkeit nicht grundsätzlich ab. Wie groß die Bereitschaft aber tatsächlich ist, will der deutsche Chefdiplomat in Gesprächen mit dem saudischen Herrscher Abdullah al-Saud ausloten. In jedem Fall: Deutschland will helfen, wieder einmal in dem Wissen, dass die Folgen anderenfalls schmerzhaft werden könnten - für Pakistan, natürlich. Aber nicht nur.
Quelle: ntv.de