Dossier

Pius-Brüder Die vier Bischöfe

Der Kampf gegen eine fortschrittlichere Ausrichtung der katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1965) eint Richard Williamson, Bernard Fellay, Alfonso de Galaretta und Bernard Tissier de Mallerais. Nach ihrer Ernennung durch den verstorbenen Gründer der Pius-Bruderschaft, den exkommunizierten Erzbischof Marcel Lefebvre, wurden alle gemeinsam exkommuniziert. Nun wurde den vier Traditionalisten die härteste Kirchenstrafe auch gemeinsam wieder erlassen.

RICHARD WILLIAMSON, 68: Der Brite mit dem Ruf eines Provokateurs steht im Zentrum des Skandals, der um die Aufhebung der Exkommunikationen entstanden ist. Er leugnet die Existenz von Gaskammern in den Konzentrationslagern der Nazis. Der Vatikan betont, Papst Benedikt XVI. habe nichts von Williamsons Aussagen gewusst. Dieser hatte aber schon 1988 in Kanada gesagt, er glaube nicht an die Vernichtung von Millionen Juden durch die Nazis. Nach dem 11. September 2001 behauptete er, dass kein Flugzeug das World Trade Center zerstört habe. Auch mit frauenfeindlichen und rückwärtsgewandten Äußerungen geriet Williamson immer wieder in die Kritik. Es wird spekuliert, dass ihm an einer echten Aussöhnung mit dem Papst nicht gelegen sei. Williamson leitet das Seminar der Pius-Bruderschaft im argentinischen La Reja.

BERNARD FELLAY, 51: Der Schweizer steht seit 1994 der Pius-Bruderschaft als Generaloberer vor. Im Sommer 2005 empfing ihn Benedikt XVI., Fellay handelte die Aufhebung der Exkommunikationen mit dem Vatikan aus. Er trieb auch die neuerliche Zulassung der Messe in Latein - nach dem Tridentinischen Ritus - voran. Seit dem Zweiten Vatikanum findet die Messe in der Landessprache statt. Am 15. August 2008 nannte er den Vatikan einen "Fremdkörper", der in der Kirche für andere Dinge einstehe als für den katholischen Glauben. 2006 erklärte er, man könne nicht darüber hinwegsehen, dass "die Juden unseren Herrn nicht als Gottes Sohn anerkannt haben". Wie von den drei übrigen wird auch von ihm verlangt, das Zweite Vatikanische Konzil anzuerkennen - das ist eine Voraussetzung für ihre volle Wiedereingliederung in die katholische Kirche.

ALFONSO DE GALARETTA, 58: Der spanisch-argentinisch-stämmige Bischof befasst sich mit den Aktivitäten der Bruderschaft in Spanien und Portugal. 2004 tat er kund, dass nach seiner Auffassung die Menschenrechte auf Freimaurer-Ursprünge fußen.

BERNARD TISSIER DE MALLERAIS, 63: Der Franzose lebt am Sitz der Pius-Bruderschaft im Priesterseminar von Ecne in der Schweiz. 2006 verkündete er, dass die Kirche seiner Ansicht nach das Zweite Vatikanum wieder aufheben werde.

Quelle: ntv.de

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