Dossier

Anschläge verhindert Dschihad-Chef in Dschenin getötet

von Ulrich W. Sahm

Der mutmaßliche Drahtzieher des geplanten, aber am Dienstagabend verhinderten Sprengstoffanschlags im neuen Busbahnhof von Tel Aviv wurde von israelischen Elitesoldaten in der palästinensisch-autonomen Stadt Dschenin im Norden des Westjordanlandes getötet. Der 25-jährige Dschihad-Islami-Chef von Dschenin, Mahmoud Kassem Abu Obeid, fuhr im Zentrum von Dschenin in einem schwarzen Subaru, als die Soldaten ihn aufgrund exakter geheimdienstlicher Angaben entdeckten und sich seinem Auto in den Weg stellten.

Nach Angaben des israelischen Militärsprechers zog der seit zwei Jahren von Israel gesuchte Mann eine Pistole und schoss auf die Soldaten. Daraufhin wurde Obeid von den Soldaten getötet. In seinem Auto entdeckten die Soldaten Sprengsätze, die jener Bombe ähnlich waren, mit der sich ein in Bat Jam südlich von Tel Aviv nach landesweitem Alarm verhafteter Palästinenser sprengen wollte. Es liegt auf der Hand, dass die schnelle Entdeckung von Obeid in einem Zusammenhang mit Aussagen des in Tel Aviv verhafteten und verhörten potentiellen Selbstmordattentäters steht.

Nach Angaben der Polizei in Tel Aviv wurde angesichts der Sprengstoffmenge im Rucksack des 24 Jahre alten Palästinensers Omar Abu-Rob ein "sehr großer Anschlag mit vielen Toten" verhindert. Der rechtzeitig verhaftete potentielle Selbstmordattentäter stammte aus dem Dorf Dschelabun bei Dschenin und gehöre dem Dschihad Islami an, einer radikalen palästinensischen Organisation, die ihre Finanzierung und Befehle direkt aus Damaskus erhalte. Auch der Befehl zu dem verhinderten Anschlag in Tel Aviv sei direkt aus der syrischen Hauptstadt gekommen, meldeten israelische Medien unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Viele Angaben zu Abu-Rob und seinen Drahtziehern stehen unter Zensur, um die Ermittlungen nicht zu stören, so auch die Frage, wie er es geschafft hat, trotz israelischer Kontrollen am Dienstagmorgen von Dschenin bis nach Tel Aviv zu reisen. Am Dienstagnachmittag verdichteten sich die Hinweise auf den geplanten Anschlag. Im Großraum Tel Aviv wurden Straßensperren errichtet, was kilometerlange Staus verursachte. Die stecken gebliebenen Autofahrer wurden zu Geduld aufgerufen, während die Polizei mit Hubschraubern und einem Großeinsatz nach dem Mann fahndete. Angeblich wurden auch mehrere Helfer des verhinderten Selbstmordattentäters verhaftet. Er wurde in einer Wohnung in Bat Jam südlich von Tel Aviv festgenommen, in der Palästinenser leben, die sich ohne Aufenthaltsgenehmigung in Israel aufhalten.

In diesem Jahr hat es bislang ein Selbstmordattentat in der südisraelischen Stadt Eilat gegeben, bei dem drei israelische Bürger neben dem Attentäter aus Gaza getötet wurden. Die Organisation Dschihad Islami übernahm zusammen mit der gemäßigten Fatah-Organisation von Präsident Mahmoud Abbas die Verantwortung für den Anschlag. Im vergangenen Jahr hat Dschihad Islami zwei Selbstmordattentate in Tel Aviv verübt und dabei elf Zivilisten getötet.

Nach Angaben von Geheimdienstchef Juval Diskin seien im vergangenen Jahr etwa tausend Mitglieder des Dschihad Islami verhaftet worden, darunter 95 "potentielle Selbstmordattentäter".

Quelle: ntv.de

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