Was macht eigentlich EU-Ratspräsident Van Rompuy?
19.11.2009, 13:55 UhrDas Spitzenamt wird mit dem Reformvertrag von Lissabon geschaffen, der am 1. Dezember in Kraft treten wird. Der "Präsident des Europäischen Rates" - so der offizielle Titel - wird die EU auch in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik international vertreten.

Van Rompuy sucht das Scheinwerferlicht nicht, sondern gilt als geschickter Verhandler im Hintergrund.
(Foto: AP)
Präsident Herman Van Rompuy soll die Arbeit des Europäischen Rates - das sind die Gipfelkonferenzen der Staats- und Regierungschefs - vorbereiten und leiten. Er wird für zweieinhalb Jahre gewählt und kann einmal wiedergewählt werden. Sein Jahressalär beträgt 293.000 Euro - plus Spesen.
Unabhängig vom neuen ständigen Ratspräsidenten gibt es auch weiterhin die alle sechs Monate zwischen den Mitgliedstaaten rotierende Präsidentschaft der Ministerräte.
Still, aber wirksam
Van Rompuy (62) lebt in zwei Welten. Als belgischer Regierungschef ist der flämische Christdemokrat seit einem Jahr gefordert, Kompromisse im Streit zwischen niederländisch-sprachigen Flamen und französisch-sprachigen Wallonen zu finden. Dabei geht es um den Fortbestand des Königreichs. Als Privatmann ist der asketisch und still wirkende Van Rompuy, der sowohl ein Studium der Betriebswirtschaft als auch der Philosophie abgeschlossen hat, Autor von philosophischen Büchern. Darin schreibt er vor allem über religiöse Themen und verfasst Lyrik in der strengen Form des japanischen Haiku.
Als 16-Jähriger trat Van Rompuy in die Christliche Volkspartei ein. 1975, drei Jahre nach seinem ersten Posten in der Nationalbank, wurde er Berater des damaligen Premierministers Leo Tindemans. Den Vorsitz der Christlichen Volkspartei übernahm er von 1988 bis 1993. 1988 wurde er Finanzstaatssekretär, von 1993 bis 1999 war er stellvertretender Premierminister und Budgetminister. Nach Jahren als Oppositionsabgeordneter wurde er im Juli 2007 zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt.
"Wir sind nicht ewig und wir sind nicht unersetzlich"
Van Rompuy sucht das Scheinwerferlicht nicht, sondern gilt als geschickter Verhandler im Hintergrund. Er war als Unterhändler seiner Partei an der Bildung von neun belgischen Regierungen beteiligt. Eines der schwierigsten innenpolitischen Probleme des Landes kennt er wie kaum ein anderer: Der vierfache Vater ist Abgeordneter jenes Wahlkreises im Brüsseler Umland, in dem seit Jahren ein erbitterter Sprachenstreit tobt. Van Rompuy sagt, er sei mit Leidenschaft Politiker, vergesse aber die Politik beim Lesen und Schreiben völlig: "Wir sind nicht ewig und wir sind nicht unersetzlich. Für manche ist das ein großes Problem. Nicht für mich."
Quelle: ntv.de, dpa