Dossier

Opel in Belegschaftshand Eine "Zeit" von 2010

Klimasünder werden zur Kasse gebeten, Opel ist in Belegschaftshand, viele Banken sind verstaatlicht: Mit 150.000 gefälschten Exemplaren der Wochenzeitung "Die Zeit" hat das globalisierungskritische Netzwerk Attac eine mögliche Zukunft nach der Wirtschaftskrise beschrieben. Die falsche "Zeit" datiert auf den 1. Mai 2010 und hat das Titelthema "Am Ende des Tunnels". "Alles was in den Artikeln geschrieben wird, könnte man innerhalb von 13 Monaten umsetzen", sagte Jutta Sundermann von Attac.

Angeregt wurde die Aktion durch die Fälschung der "New York Times", die im vergangenen November weltweit Schlagzeilen gemacht hatte. Die "Zeit" habe von der Aktion vorher nichts gewusst, sagte eine Verlagssprecherin am Sonntag. Der Verlag sehe aber von rechtlichen Schritten ab. "Wir sehen das Ganze entspannt."

"Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo sagte nach einer Mitteilung über die Aktion: "Eine Fälschung der 'Zeit' Print wie online können wir natürlich niemals billigen. Insbesondere nicht in dieser guten Qualität. Dass Attac gerade 'Die Zeit' ausgesucht hat, um diese Aktion zu starten, verwundert allerdings nicht. Schließlich gibt es keine größere überregionale Qualitätszeitung." Im ZDF sagte di Lorenzo: "Am meisten habe ich mich gewundert über den hohen Aufwand, das geht richtig ins Geld."

"Zeit der Abrechnung"

Mit dem Jahr 2010 beginnt nach Beschreibung von Attac "eine neue Ära". Autor und Journalist Harald Schumann - der gelegentlich auch für die "Zeit" schreibt - berichtet unter der Überschrift "Zeit der Abrechnung" von einem G20-Treffen in Brasilien, bei dem sich Industrie- und Schwellenländer auf die Besteuerung großer Privatvermögen und internationaler Konzerne geeinigt haben. Kabarettist Matthias Deutschmann befasst sich mit dem Ende des Kasinokapitalismus. Die Schriftstellerin Daniela Dahn schreibt über die neue internationale Fernsehstation Social TV.

Mit einem Gesetzespaket, das den Einfluss von Lobbyisten beschränken und die Demokratie fördern soll, befasst sich der Artikel "Ohne Lobby". In einem Streitgespräch geht es um die Frage, ob das Ende des Afghanistan-Krieges auch das Ende der Nato einläutet. Ein Bericht dreht sich um einen Konvent, der das Fundament eines sozialen, ökologischen und friedlichen Europas legt. "Das Weltgeld kommt" ist ein Beitrag über einen einstimmigen Beschluss der UN zur Einführung eines neuen Weltgeldes überschrieben.

Die gefälschten "Zeit"-Exemplare seien von Flensburg bis Freiburg in insgesamt 90 Städten Deutschlands verteilt worden, davon allein in Berlin mehr als 10.000, sagte Sundermann. Mit acht Seiten ist das Plagiat allerdings deutlich dünner als das Original, auch das Format ist etwas kleiner, das Layout hingegen sehr ähnlich. Gefälschte Anzeigen sind mit Titeln überschrieben wie "Damit uns das Lachen nicht vergeht" und "Opel - fit für die Zukunft". "Auf diese Weise wollen wir die Vorstellungskraft der Leserinnen und Leser erweitern und ihnen Mut machen, sich politisch zu engagieren", sagte Sundermann.

Die gefälschte Ausgabe der "New York Times", die im November 2008 das Ende des Irak-Krieges und die Schließung des US-Gefangenenlagers Guantnamo auf Kuba gemeldet hatte, habe die Aktion angeregt, sagte Sundermann. In der Online-Ausgabe ist dies unter "Inspiration" vermerkt.

Quelle: ntv.de

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