Dossier

Vorbild für Italien Englands Kampf gegen "Hools"

Wenn Italiens Fußball-Bosse nach einem Weg suchen, wie sie die Krawallmacher in den Griff bekommen können, dann sollten sie nach England schauen. Jahrzehntelang sorgte im Fußball-Mutterland die Hooligan-Szene für Angst und Schrecken, kannte kaum Grenzen der Gewalt. Doch durch scharfe Gesetze und eine knallharte "Null-Toleranz"-Politik haben die Briten das Problem in den Griff bekommen. Gewalt und Rassismus spielen in der Premier League seit einigen Jahren kaum noch eine Rolle.

Ben Heathcote, ein 24 Jahre alter Teppichverleger aus Lymington, bekam Anfang Januar die kompromisslose Gangart gegen Randalierer zu spüren. In den kommenden drei Jahren darf er in England kein Fußball-Stadion mehr betreten. Wenn das Nationalteam zu einem Auswärtsspiel reist, muss er rechtzeitig vorher seinen Reisepass abgeben und sich auf der örtlichen Polizeistelle melden. Das Gericht in Southampton bestrafte Heathcote für seinen Auftritt am Rande der Fußball-WM in Deutschland. In Stuttgart hatte er im Juni 2006 deutsche Fans mit einem vollen Bierglas beworfen und bei der anschließenden Festnahme einen Polizisten zu Boden gestoßen.

Totale Kontrolle

So wie Heathcote sind derzeit in England rund 4.000 Hooligans polizeilich erfasst und mit einem Ausreiseverbot bei Fußballspielen belegt. Den meisten wurde im Schnellverfahren der Prozess gemacht. Doch nicht nur durch entsprechende Gesetzesänderungen ist es inzwischen recht friedlich in den englischen Stadien. Wer heutzutage in der Premier League eine Eintrittskarte kaufen möchte, muss zum Beispiel beim FC Chelsea mindestens 60 Euro zahlen, außerdem Anschrift und Bankverbindung angeben.

Bei solchen Preisen sitzen in den Stadien eher betuchtere Fans. Wer trotzdem ausfallend wird, kann dank der Registrierung und der allgegenwärtigen Überwachungskameras leicht ermittelt werden. Fußball-Verband und Vereine engagieren sich seit Jahren in breit angelegten Kampagnen wie "Kick Ist Out". Sie veranstalten Workshops oder Lehrgänge und fordern die Zuschauer auf, "aggressive, beleidigende und rassistische Zwischenrufe zu melden". Das ist sogar per E-Mail oder über eine kostenlose Telefon-Hotline möglich.

"Wir tolerieren keine Beschimpfungen und rassistischen Rufe in unserem Stadion", teilt der FC Arsenal bei jedem Heimspiel im Stadionheft mit: "Egal ob Arsenal-Anhänger oder Gäste-Fans, wir schreiten ein, um dieses inakzeptable Verhalten auszurotten. Wenn wir Beweise haben, werden wir Anklage vor Gericht erheben."

von Dominik Lauck, dpa

Quelle: ntv.de

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