Dossier

Milch, Brot und Butter teuer Es gibt Reis, Baby

Wenn ein Sack Reis in China umfällt, ist das in Deutschland noch immer nicht von großem Interesse. Doch der Agrarsektor im Reich der Mitte und die veränderten Konsumgewohnheiten der Chinesen haben immer mehr wirtschaftliche Auswirkungen auch auf Deutschland. Das hat der jüngste drastische Preissprung bei der Butter gezeigt. In kurzer Zeit erhöhten Discounter und Supermärkte im ganzen Bundesgebiet die Preise für ein Päckchen um 50 Prozent auf 1,19 Euro. Die Gründe: Höhere Milchpreise, teurere Rohstoffe, aber auch steigende Nachfrage in Asien, vor allem in China. Wie sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gern: "Alles hängt schließlich mit allem zusammen."

Milchprodukte als Exportschlager

Der deutsche Agrarexport steuert auf eine neue Rekordmarke von 40 Milliarden Euro für das vergangene Jahr zu. Die wichtigsten Produkte, die ausgeführt werden, sind Milchprodukte, Fleischwaren und Getreideerzeugnisse. Die deutschen Exporte verdoppelten sich im Vergleich zu 1990. Auch wenn die EU-Länder noch immer die wichtigsten Handelspartner sind - allen voran die Niederlande, Italien und Frankreich -, werden die Ausfuhren in Länder außerhalb der EU immer bedeutender. Sie stiegen nach vorläufigen Zahlen aus dem Bericht über den Deutschen Agraraußenhandel 2006 um fast ein Fünftel. Die Exporte nach China legten nach den ersten Zahlen von 51,1 Millionen Euro 2005 auf 79,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr zu.

Weitere Preissteigerungen erwartet

Die große Nachfrage nach Milch und Getreide in Asien, knappes Angebot durch den Klimawandel und die Bioenergie-Erzeugung sowie die starren Milchquoten in der EU könnten die Lebensmittelpreise in Deutschland nach Ansicht von Experten weiter steigen lassen. Gleichzeitig steigen die Kosten für Tierfutter, Diesel und Maschinen. Das Bundesagrarministerium warnt davor, nur die Nachfrage in Asien als Grund für den Preissprung bei Milchprodukten zu sehen. "China und Indien spielen eine untergeordnete Rolle im Milchmarkt", sagt der Parlamentarische Agrarstaatssekretär Gerd Müller (CSU).

Handel als Absahner

Ins Kreuzfeuer ist der Handel geraten. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat bereits Parallelen gezogen zu Spriterhöhungen jeweils zum Ferienbeginn. Das Bundeskartellamt will die höheren Preise für Milchprodukte prüfen. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels weist die Kritik zurück: "Die Händler hätten allen Grund, etwas nachzuholen", sagt Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Viele Jahre seien die Lebensmittelpreise stabil geblieben oder gesunken. Wenn nun auch Brot und Bier nach Einschätzung des Bäckerhandwerks und der deutschen Brauer teurer werden sollen, könnte dies vielleicht ein kleiner Trost für die Bundesbürger sein: Der Preis für Reis soll - bisher zumindest - nicht steigen.

Von Marc-Oliver von Riegen, dpa

Quelle: ntv.de

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