Dossier

Gesicht der neuen Iran-Krise Faye Turney

Faye Turney, Mutter, Ehefrau, Mitglied der Königlichen Marine, ist zum Gesicht der diplomatischen Krise zwischen Großbritannien und dem Iran geworden. Die 26-Jährige hat allein schon als einzige Frau unter den 15 britischen Soldaten und Seeleuten, die der Iran in Gewahrsam genommen hat, eine besondere Rolle in dem seit einer Woche anhaltenden Drama. Mit dem Interview im staatlichen Fernsehen und der Veröffentlichung eines ihrer Briefe hat der Iran sie nun aber noch stärker ins Rampenlicht gehoben.

Die Bilder von Turney - wie sie an einer Zigarette zieht, das blonde Haar von einem schwarzen Kopftuch bedeckt - waren auf der ganzen Welt zu sehen. Ihr Geständnis, in iranische Gewässer eingedrungen zu sein, und ihre Entschuldigung dafür wurden in der britischen Presse als iranische Propaganda verstanden. "Eine Mutter auf Parade im iranischen Propaganda-Krieg", titelte die "Times". Das Boulevardblatt "Mirror" schrie auf: "Skandal".

Dreijährige Tochter

Turney stammt Medienberichten zufolge aus Plymouth im Südwesten Englands. Dort leben ihr Mann und ihre dreijährige Tochter Molly. Die britischen Fernsehsender zeigen ein Foto, auf dem sie mit ihrer Familie zu sehen ist. In den Bildern des staatlichen iranischen Senders "Al-Alam" ist Turney auf einem Schiff zu erkennen, gemeinsam mit Mannschaftskollegen. Dann sieht man die Gefangenen beim Essen in einem hell erleuchteten Raum und mit Plastiktellern vor sich.

Während des Interviews sitzt Turney vor einem Vorhang mit Blumenmotiven. "Wir sind offensichtlich in ihre Gewässer eingedrungen", sagt die junge Mutter mit einer gleichmäßigen Stimme. Sie wirkt ernst, aber ruhig. Turney trägt damit die iranische Version vor: Die britischen Boote haben die Grenze überschritten und wurden in iranischem Hoheitsgebiet gestoppt. Großbritannien bestreitet dies und belegt mit Satellitenfotos, dass die beiden Schiffe in irakischem Gewässer gewesen seien.

Interview vor der Festnahme

Der handgeschriebene Brief, der den iranischen Angaben zufolge von Turney stammen soll, ist ähnlich vorsichtig formuliert. Turney entschuldigt sich für ihr angebliches Fehlverhalten und versucht, ihre Familie zu beruhigen. "Bitte macht Euch keine Sorgen um mich", schreibt sie. "Ich bin stark. Und es dauert hoffentlich nicht lange, bis ich nach Hause komme - rechtzeitig für Mollys Geburtstagsfest."

Nur wenige Stunden vor ihrer Festnahme hatte der britische Fernsehsender BBC ein Interview mit der Soldatin geführt. Darin schilderte sie, wie sehr sie ihren Beruf liebt und wie sie jeden Tag eine halbe Stunde reserviert, um Kontakt mit ihrer Familie zu halten.

"Ich bin im Moment die einzige Mutter hier an Bord", sagte sie. "Viele Leute verstehen nicht wirklich, warum ich das mache und wie ich ausgerechnet diesen Beruf ausüben kann. Aber ich wollte einfach immer bei der Armee sein." Sie zeigte sich überzeugt, dass ihre Tochter gut zu recht kommt damit. "Solange sie fröhlich ist, kann ich das weiter machen", sagte sie.

Deborah Haynes, Reuters

Quelle: ntv.de

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