Dossier

Der 4. Bericht Geistiges Rüstzeug für Bali

Wissenschaftler und Regierungsvertreter aus 145 Staaten der Welt treffen am Montag in Spanien zusammen, um letzte Hand an den vierten und vorerst letzten UN-Bericht zur globalen Klimaerwärmung zu legen. Sie werden in Valencia die wichtigsten Ergebnisse der drei vorausgegangenen Studien zusammenfassen und in eine Sprache zu übersetzen versuchen, die Politiker und Bürokraten verstehen. Wenn es also nur ein Dokument gäbe, das Klimapolitiker in ihre Aktentasche packen dürften, dann wäre es genau dieser Bericht.

Die Erklärung von Valencia wird die wichtigste Bezugsgröße sein für die im Dezember auf Bali in Indonesien stattfindenden Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll. Die USA als weltgrößter Emittent von Treibhausgasen haben das 2012 auslaufende Protokoll mit verbindlichen Richtwerten für den CO2-Ausstoß nie ratifiziert, sollen aber jetzt mit ins Boot geholt werden. Das gleiche gilt für Australien und viele Entwicklungsländer, die ebenfalls bislang abseits stehen.

Die Warnungen des 1988 gegründeten Weltklimarats (IPCC), der hinter den drei UN-Klimaberichten steht, haben zuletzt stark an Gewicht gewonnen: Gemeinsam mit dem früheren US-Vizepräsident Al Gore wurde der Rat mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Dieser moralische Auftrieb und die kaum noch wegzudiskutierenden Indizien für einen Klimawandel lassen die Aussichten wachsen, dass auf "Bali ein Durchbruch erzielt werden muss, um Verhandlungen in Gang zu setzen", erklärt der Leiter des UN-Klimareferats, Yvo de Boer. "Eine Kleinigkeit wird das aber nicht."

In den vergangenen Monaten kursierte bei Regierungen, Wissenschaftlern und Umweltorganisationen bereits ein 60 Seiten umfassender Entwurf für die Erklärung von Valencia - ein Destillat der drei bereits veröffentlichten UN-Berichten von insgesamt 4.000 Seiten. Die Autoren haben sich bereits in der vergangenen Woche in Valencia versammelt, um einige der eingegangenen Reaktionen in das Abschlussdokument aufzunehmen. Zeile für Zeile muss der Bericht im Konsens angenommen werden - und manchmal genügt schon ein einziges Wort, um heftige Diskussionen auszulösen.

Politisches Tauziehen

Das Abschlussdokument soll dann am kommenden Samstag im Beisein von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon der Weltöffentlichkeit präsentiert werden. "Es wird einige Streiterei über den Text geben", besonders was die Dringlichkeit und die Wahrscheinlichkeit der prognostizierten Ereignisse betrifft, wie Peter Altman von der in Washington ansässigen Lobbygruppe Nationale Umweltstiftung (NET) voraussagt.

Trotz des Tauziehens ist der politische Einfluss auf das Dokument notwendig, da die Staaten sich praktisch später nicht wieder davon distanzieren können. "Wenn die Zusammenfassung erst einmal angenommen worden ist, wird sie gewissermaßen zum Eigentum der Regierungen", erläutert Bert Metz. Das Mitglied der niederländischen Umweltagentur Netherlands Environmental Assessment Agency (MNP) ist einer von 40 Wissenschaftlern, die an dem Entwurf für das Abschlussdokument gearbeitet haben. "Es wird schwierig, die Folgerungen zu ignorieren, die sie einmal unterzeichnet haben."

Quelle: ntv.de

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