Einsatz für Menschenrechte Hauser jubelt verhalten
01.10.2008, 15:13 UhrAls sie die Nachricht von der Verleihung des Alternativen Nobelpreises erhielt, hat die Kölner Ärztin Monika Hauser nicht nur gejubelt: "Ich sage ganz ehrlich, der Preis hat auch zwiespältige Gefühle ausgelöst." Zu groß ist nach Ansicht der 49-jährigen Gründerin der Hilfsorganisation medica mondiale der Abstand zwischen Lob und Sonntagsreden bei Preisverleihungen auf der einen Seite - und dem Desinteresse von Politikern und Öffentlichkeit gegenüber dem Alltagselend vergewaltigter Frauen in Kriegsländern auf der anderen.
Aber die Auszeichnung aus Schweden sei auch eine "wunderbare Genugtuung" und überdies von praktischem Nutzen: "Wir werden es bei der Arbeit mit traumatisierten Frauen und der Erreichung unser politischen Ziele jetzt etwas einfacher haben, weil man uns zuhören wird." Genau diese beharrliche Grundhaltung gegenüber übermächtig wirkenden Hindernissen bei der Durchsetzung der Menschenrechte sieht der Stifter der Alternativen Nobelpreise, Jakob von Uexküll, als einen gemeinsamen Nenner bei allen vier diesjährigen Preisträgern.
Die anderen Preisträger
"Man denke nur an die US-Journalistin Amy Goodman, die echte politische Aufklärung ins Fernsehen bringt, während die großen Medien mit ihrer Diktatur der Sekunden-Fetzen ja im Grunde die Meinungsfreiheit bedrohen", meint der schwedisch-deutsche Publizist. Aus Indien hat seine Stiftung "Right Livelihood" das hochbetagte Ehepaar Krishnammal und Sankaralingam Jagannathan ausgezeichnet, weil beide Eheleute ein Leben lang unerschütterlich gegen die Benachteiligung "niederer Kasten" und für soziale Gerechtigkeit gefochten haben. In Somalia schließlich kämpfe die Frauenrechtlerin Asha Hagi mit hohem persönlichen Risiko für die Rechte aller Frauen in einem von Krieg völlig zerrissenen Land.
Seit 1980 haben die Juroren, zu denen auch die SPD- Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn gehört, mehr als hundert Preisträger ähnlichen Kalibers mit dem Preis ausgezeichnet, der nur inoffiziell Alternativer Nobelpreis heißt. Uexküll hat gegen diesen allen geläufigen Namen nichts, denn er sieht nach wie vor bei den traditionellen Nobelpreisen eine einseitige Orientierung: "Bei den wissenschaftlichen Preisen wird nach wie vor nicht, wie Alfred Nobel es eigentlich wollte, nach dem größtmöglichen Nutzen für die Menschheit gefragt. Wie sonst geht es an, dass noch niemand für die Solarenergie ausgezeichnet worden ist?"
Immerhin aber sei man bei der Vergabepraxis des Friedensnobelpreises aus Oslo "mit der Zeit gegangen". Das Nobelkomitee dort zeichnet inzwischen häufig international relativ unbekannte Menschenrechtsaktivisten und Umweltschützer wie etwa die Kenianerin Wangari Maathai aus. "Das ist natürlich völlig in unserem Geist", sagt Uexküll. Der Beweis fällt ihm leicht: Genau 20 Jahre vor dem Friedensnobelpreis hatte die Afrikanerin den Alternativen Nobelpreis bekommen.
Thomas Borchert, dpa
Quelle: ntv.de