Dossier

Schrecksekunden des Fluges 253 "Ich dachte, das war's"

Die 280 Insassen des Fluges 253 der Northwest Airlines sind froh, mit dem Leben davongekommen zu sein. Ein Nigerianer wollte die Maschine in die Luft sprengen.

Sicher in Detroit gelandet: der Flug 253 der US-Linie Northwest Airlines.

Sicher in Detroit gelandet: der Flug 253 der US-Linie Northwest Airlines.

(Foto: AP)

Als der Flug 253 der US-Linie Northwest Airlines am ersten Weihnachtstag zur Landung auf den Flughafen von Detroit ansetzte, versuchte Abdul Faruk Abdulmutallab, seinen mörderischen Plan in die Tat umsetzen. Der 23-jährige Nigerianer entzündete Sprengstoff, den er allen Sicherheitsvorkehrungen zum Trotz offenbar in seiner Unterwäsche eingenäht an Bord des Airbus geschmuggelt hatte, um die mehr als 280 Insassen des Linienflugs zu töten.

Dass der Terroranschlag aber fehlschlug, war wohl neben dem Versagen des Zünders auch der Geistesgegenwart einiger Passagiere zu verdanken: Der junge Mann, der nach eigenen Angaben in einem Terrorcamp im Jemen ausgebildet wurde und mit dem Netzwerk El Kaida in Verbindung stand, fing durch den brennenden, aber nicht explodierenden Sprengstoff Feuer und wurde sofort von den Mitreisenden überwältigt.

Niederländer wirft sich auf Nigerianer

Der mutmaßliche Attentäter Adbulmutallab.

Der mutmaßliche Attentäter Adbulmutallab.

(Foto: Reuters)

"Erst gab es einen Knall. Doch als wir uns umschauten, konnten wir zunächst nichts entdecken", sagte der Passagier Syed Jafry aus Ohio nach der Landung dem US-Sender CNN. Er saß nach eigenen Angaben drei Reihen hinter Abdulmutallab und bekam ziemlich genau mit, was sich dann weiter abspielte. "Nach wenigen Sekunden sahen wir ein Licht - wie eine Flamme - und dann Feuer. Einige Leute wurden fast panisch, sie rannten auf den Brandherd zu, versuchten, an Wasser, Decken, einen Feuerlöscher zu kommen."

Besonders beherzt ging dabei der niederländische Video-Produzent Jasper Schuringa zu Werke, der sich sofort über die Sitze auf den Nigerianer warf, als er den Knall hörte: "Ich bin einfach gesprungen, ich habe überhaupt nicht nachgedacht." Bei CNN schilderte er, wie er den mutmaßlichen Attentäter niederrang und das Feuer löschte, bevor er ihn gemeinsam mit der Crew fesselte und von den anderen Passagieren isolierte.

Mit Spritze vom Klo

Weitere Mitreisende berichteten dem lokalen Nachrichtenkanal WDIV, dass der mutmaßliche Terrorist einige Zeit vorher mit einer Decke vor dem Bauch und einer Spritze in der Hand von der Toilette auf seinen Platz zurückgekehrt sei. Kurz darauf seien von seinem Platz Rauch und Flammen aufgestiegen. Er habe einen Knall wie von einem geplatzten Luftballon gehört - "und eine Minute später hörte ich, wie eine Frau immer wieder schrie: 'Was machen Sie denn da? Was machen Sie denn da?'", erzählte der Passagier Elias Fawaz.

Während einige Flugzeuginsassen von dem Drama in der Mitte des Flugzeugs gar nichts mitbekamen, glaubte Richelle Keepman, ihre letzte Stunde habe geschlagen. Die Frau aus Wisconsin saß nur wenige Reihen vor dem Verdächtigen. Der Knall, das Feuer und das anschließende Gemenge seien "schrecklich" gewesen, erzählte sie WDIV: "Ich dachte, das war's." Melinda Dennis konnte den Nigerianer nach seiner Überwältigung genau beobachten: "Er sagte nichts. Sein Bein war ziemlich verbrannt, aber er blieb ganz ruhig, zeigte keinen Schmerz."

Mumaßlicher Attentäter geständig

Etwa 20 Minuten später landete der in Amsterdam gestartete Airbus A330 dann unbeschadet in Detroit. In US-Medien und im Internet wurde besonders der Niederländer Schuringa als Held gefeiert. Auf der Internet-Plattform Facebook wurden noch am Wochenende Fangruppen für den Niederländer gegründet, der sich beim Löschen die Hände verbrannte. Doch der Video-Produzent sagte: "Ich fühle mich nicht wie ein Held." Er habe einfach etwas tun müssen - sonst wäre es zu spät gewesen.

Abdulmutallab sagte in ersten Verhören, er habe mit Hilfe der mit Chemikalien gefüllten Spritze den hochexplosiven Sprengstoff PETN zur Detonation bringen wollen. Der Vorgang erinnert an den Fall des britischen "Schuh-Bombers" Richard Reid. Vor acht Jahren, kurz vor Weihnachten, versuchte Reid, eine Boeing der American Airlines auf dem Weg von Paris nach Miami in die Luft zu sprengen. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 waren die Sicherheitsvorkehrungen zwar hoch, und doch war es ihm gelungen, den Sprengstoff in seinen Schuhen an Bord zu schmuggeln. Damals konnte eine Stewardess verhindern, dass er ihn zündete.

Quelle: ntv.de, Melissa Preddy, AFP

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