Dossier

Minus 34 Grad In Moskau knackt es

Die Menschen in der russischen Hauptstadt Moskau sind frostige Winter gewohnt, doch die klirrende Kälte derzeit bringt selbst die nördlichste Megastadt der Welt in Schwierigkeiten. Bei Tagestemperaturen von minus 23 Grad sprangen viele Autos nicht mehr an. Ältere Mitbürger klagten angesichts des rapiden Temperatursturzes über Herz- und Kreislaufbeschwerden. Nach Angaben von Wetterexperten kommt das Schlimmste noch: Am Donnerstag, dem orthodoxen Fest der Taufe Christi, sollen es bis zu 34 Grad Frost geben. Das wäre ein Rekordtiefstand für einen 19. Januar in Moskau.

Wer trotz der arktischen Kälte im Freien arbeiten muss, schützt sich in Moskau mit traditioneller russischer Kleidung. Per Dekret ist es den Polizisten erlaubt, die üblichen Lederstiefel gegen Filzstiefel, in Russland Walenki genannt, auszutauschen. Der Verkehrspolizist Kirill Konow lässt sich selbst vom schneidigen Ostwind aus Sibirien nicht beeindrucken. "Unsere Uniform ist warm genug. Wie können doch nichts am Wetter ändern. Unsere Arbeit muss getan werden", sagt der Beamte einem russischen Fernsehteam.

Sorgen bereitet der Stadtverwaltung das Heer von abertausenden Obdachlosen in der Stadt. Vielen droht der Kältetod. "Unsere Nachtasyle haben die Anweisung erhalten, in diesen Tagen jedermann aufzunehmen, auch die Betrunkenen", betont Andrej Bednjakow, der beim Moskauer Sozialamt die Abteilung zur Betreuung von Obdachlosen leitet. Auch Bahnhofshallen werden rund um die Uhr offen gehalten. In der Nacht zum Dienstag erfroren zwei Menschen auf Moskaus Straßen. Zwölf Menschen mussten mit starker Unterkühlung in Krankenhäuser gebracht werden.

Je stärker der Frost knackt, desto wohler fühlt sich eine ganz besondere Gruppe von Moskauer Lebenskünstlern - die Eisschwimmer. "Die Saison der Eisschwimmer beginnt im Dezember und endet im März. Wir gehen auch bei minus 60 Grad ins Wasser", betont Wladimir Grebenkin vom "Verein für Abhärtung und Eisschwimmen". Mit dem Sinken der Temperaturen wird es für die Extremsportler jedoch immer schwieriger, noch irgendwo ein paar Quadratmeter Fluss oder See eisfrei zu halten.

Wenn die Meteorologen Recht behalten, dürfen sich Moskaus Schüler in den nächsten Tagen über kältefrei freuen. Ab minus 25 Grad steht es den Eltern frei, ihre schulpflichtigen Kinder daheim zu behalten. Ernsthaften Schaden richtete der Frost in der Stadt Wladimir östlich von Moskau an. In der Großstadt platzte ein kommunales Rohr für die Trinkwasserversorgung. Mehr als 50.000 Menschen saßen deshalb in ihren Wohnungen auf dem Trockenen.

Über die für Moskau angekündigten 34 Grad Frost können die Menschen in Sibirien in diesen Tagen nur lächeln. Aus der Siedlung Oimjakon, 5500 Kilometer östlich von Moskau, wurden am Dienstag minus 56 Grad Celsius gemeldet. Die etwa 1000 Bewohner des kleinen Holzhüttendorfes sind derartige Zustände gewöhnt, immerhin leben sie am kältesten bewohnten Ort der Erde. Dort liegt der Kälterekord seit dem Jahr 1926 bei minus 71,2 Grad.

Von Stefan Voß, dpa

Quelle: ntv.de

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