Dossier

Mit Pandas zur Partnerschaft Japan und China brauchen sich

Japan und China wollen ihre Beziehungen nach jahrelanger Eiszeit auf eine neue Grundlage stellen. Beim ersten Besuch eines chinesischen Präsidenten seit zehn Jahren war es Staats- und Parteichef Hu Jintao und seinem Gastgeber Yasuo Fukuda anzumerken, dass sie ungeachtet aller Probleme künftig statt auf Konfrontation auf Kooperation setzen wollen. Zwar wurden konkrete Ergebnisse in Streitfragen nicht erzielt. Ihr Wunsch nach einer Schaffung "strategischer Beziehungen von gegenseitigem Nutzen" ist jedoch eine Grundsatzentscheidung, die einen Hinweis darauf zulässt, wie die beiden benachbarten asiatischen Mächte ihre Zukunft sehen.

Japan und China haben erkannt, dass sie einander brauchen. Hu und Fukuda wissen, dass das gegenseitige Misstrauen jeder Zeit wieder geweckt werden kann. So schürten die jüngsten nationalistischen Ausbrüche in China, die eine Reaktion auf die Proteste im Westen gegen den olympischen Fackellauf waren, in Japan alte Ängste. Sie riefen Erinnerungen an antijapanische Demonstrationen in China vor drei Jahren wach. Damals lieferte Japans Umgang mit seiner Kriegsvergangenheit den Anlass. Durch die Pilgergänge des damaligen Premiers Junichiro Koizumi zum Yasukuni-Schrein für die japanischen Kriegstoten, in dem auch Kriegsverbrecher geehrt werden, sank das bilaterale Verhältnis auf einen Tiefpunkt.

Schwieriges Verhältnis

Zwar sorgte Koizumis nationalistisch gesinnter Nachfolger Shinzo Abe mit einem Besuch in China dafür, dass das Eis brach. Doch dessen Ziel einer Änderung der pazifistischen Verfassung Japans hätte langfristig auf eine Konfrontation mit China hinauslaufen können. Zugleich machte der chinesische Volkszorn, der sich 2005 anfangs zwar gegen Japan richtete, dann aber immer gewaltsamer wurde, Peking deutlich, dass nationalistische Strömungen außer Kontrolle geraten können. All dies zeigt, dass sich das schwierige Verhältnis beider Länder in eine gefährliche Richtung entwickeln kann.

Genau das wollen Hu und Fukuda verhindern. Doch allein mit der zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtung wird dies kaum gelingen. Im vergangenen Jahr überholte China die USA als Japans größter Handelspartner. Deswegen betonten beide Politiker in ihrer gemeinsamen Erklärung, sie seien "kooperative Partner, die keine Bedrohung füreinander darstellen". China will klar machen, dass sich niemand zu fürchten braucht, und hofft, ohne Einmischung von außen zur wirtschaftlichen und militärischen Großmacht aufzusteigen. Japan wiederum ist an einem stabilen Verhältnis zu seinem Nachbarn gelegen, weil dieser immer mächtiger wird.

Brüchige Meinungen

Vor diesem Hintergrund rückte das Thema Vergangenheit diesmal in den Hintergrund. Akute Probleme wollen beide Seite möglichst schnell lösen, wie etwa den Territorialdisput um Öl- und Gasvorkommen im Ostchinesischen Meer oder die Aufklärung der Fälle von mit Pestiziden verseuchten Teigtaschen aus China, an denen in Japan zehn Menschen erkrankten. Doch um ein dauerhaft freundschaftliches und kooperatives Verhältnis aufzubauen, bedarf es Zeit. Zu brüchig sind die Gefühle und Meinungen im Volk über die Beziehungen ihrer Länder.

Gerade deswegen kommt der Zusage Hu Jintaos, den Wunsch Japans nach einem neuen Panda-Pärchen zu erfüllen, nachdem der beliebte Panda Ling Ling in einem Tokioter Zoo kürzlich an Altersschwäche gestorben war, große emotionale Bedeutung zu. Immerhin waren Pandas aus China nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1972 zum Symbol für die Aussöhnung zwischen den beiden asiatischen Ländern geworden.

Von Lars Nicolaysen, dpa

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen