Dossier

Staatsräson in Singapur Junge Afrikaner exekutiert

Von Hommy Dara, n-tv Asienkorrespondent

Die Regierung von Singapur hat am Freitagmorgen zum Sonnenaufgang den Nigerianer Iwuchukwu Amara Tochi (21) und den Südafrikaner Okele Nelson Malachy (35) durch den Strang hinrichten lassen. Ersterer war wegen Drogenschmuggels von 727 Gramm reinstem Heroin im Dezember 2004 zum Tode verurteilt worden. Der Zweite erhielt wegen „Bildung eines Drogenhändlerringes“ dasselbe Urteil.

Während des umstrittenen Verfahrens kam es zu einer Sensation, als der Südafrikaner die gesamte Schuld auf sich nahm und versuchte dem Jüngeren das Leben zu retten. Malachy war sich dessen bewusst, dass er auf jeden Fall zum Tode verurteilt werden würde. Die Richter beeindruckte dies allerdings wenig. Dabei war der Fall des 21-jährigen Nigerianers durchaus nicht eindeutig. Alles sprach dafür, dass der junge Mann Opfer seiner Leichtgläubigkeit wurde.

Im festen Glauben afrikanische Heilkräuter mit sich zu führen, flog der Ahnungslose, der von einer Fußballkarriere träumte, von Dubai nach Singapur, um dort einen angeblichen Fußball-Manager zu treffen. Bei seiner Festnahme war er so überzeugt davon, nur harmlose Pillen mit sich zu führen, dass er vor den Beamten eine Kapsel schluckte. Hätten diese ihm kein Brechmittel verabreicht, wäre er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gestorben, weil die Kapsel über 7 Gramm reinstes Heroin enthielt. Selbst der vorsitzende Richter in erster Instanz schloss nicht aus, dass Tochi nicht wusste was er da transportierte. Zum Tode verurteilte er ihn dennoch: Er hätte es wissen müssen. Der angebliche Fußball-Manager war übrigens der Mitangeklagte Okele Nelson Malachy, der vergeblich versuchte das Leben des Nigerianers zu retten.

Der nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo forderte am Donnerstag noch den Premierminister Singapurs, Lee Hsien Loong, auf, das Urteil zu überdenken. Die Antwort des singapurischen Regierungschefs ließ jedoch keinen Zweifel daran, was Gesetz in dem Stadtstaat bedeutet. „Die Regierung Singapurs hat einen harten Standpunkt gegenüber Drogendealern. Wir haben unsere Gesetz dahingehend formiert, um zu verhindern, dass Drogen das Leben von Familien zerstören!“, schrieb Loong an Obasanja als Antwort zurück. Weiter führte er aus, die Menge habe für 48.000 Dosen gereicht und es sei angesichts dieser Umstände vollkommen irrelevant, ob Tochi wusste, was er bei sich hatte. Der Papst, die Vereinten Nationen, die EU, Amnesty International und Human Rights Watch erhielten die identische Antwort.

Die Leichname der beiden Männer wurden bereits verbrannt und in Urnen in ihre Heimatländer zurückgeflogen. Bei den Hinrichtungen waren keine Familienangehörigen vertreten. Sie konnten sich den Flug nicht leisten.

Quelle: ntv.de

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