Elf Flugzeuge und vier Frauen König Abdullah in Berlin
07.11.2007, 19:07 UhrDiese Mühe macht sich die Kanzlerin sonst so gut wie nie. Aber um dem saudischen König Abdullah ein besonders Zeichen der Ehrerbietung zu geben, fuhr Angela Merkel am Mittwochnachmittag eigens zum militärischen Teil des Flughafens Berlin-Tegel. Dort empfing sie den "Hüter der beiden Heiligen Stätten" des Islam von Mekka und Medina.
Es reiste an diesem regnerischen Nachmittag auch nicht irgendwer aus dieser Welt nach Berlin. Das wäre auch einem mit den politischen Kräfteverhältnissen im arabischen Raum nicht so vertrauten Beobachter aufgefallen. König Abdullah und sein Gefolge kamen nicht mit einer oder zwei Maschinen an, wie sonst bei auch hochrangigen Staatsgästen üblich.
Als endlich alle Jets mit saudischen Hoheitszeichen gelandet waren, wurden auf den ersten Blick nicht weniger als fünf Maschinen gezählt. Im Vergleich mit dieser Staffel reist selbst US-Präsident George W. Bush mit dem Hofstaat eines Provinzfürsten. Später war sogar zu erfahren, dass insgesamt elf Maschinen aus Saudi-Arabien in Berlin gelandet waren. Die deutschen Stellen baten um Verständnis, dass sie nicht angeben könnten, welche Funktion die Insassen hätten.
Abdullah ist nicht nur der Herrscher über eines der reichsten Länder der Welt. Merkel hofiert ihn auch aus einem weit wichtigeren Grund. Der Mann mit der Brille und dem markanten Bart ist eine der Schlüsselfiguren, die tatsächlich dazu beitragen könnten, dass es eines Tag Frieden geben könnte zwischen Israelis und den Palästinensern.
Erst im Frühjahr bekräftigte die Arabische Liga in Riad seinen Friedensplan, den der heute 83-Jährige schon 2002 vorgelegt hatte. Israel muss sich in die Grenzen von 1967 zurückziehen. Die palästinensischen Flüchtlinge müssten in ihre Heimat zurückkehren dürfen. Ostjerusalem müsse Hauptstadt eines Palästinenserstaates werden. Unter diesen Voraussetzungen, so Abdullahs Vorschlag, würden die arabischen Staaten Israel anerkennen.
Ende November wird die Welt wieder auf den Nahen Osten schauen. In Annapolis im US-Bundesstaat Maryland will Bush den erneuten Versuch unternehmen, das Palästina-Problem zu lösen. Die Konferenz hängt aber an einem seidenen Faden, weil die Araber einige Vorbedingungen stellen. Merkel wollte nun - kurz bevor sie am Wochenende Bush auf seiner Ranch in Crawford trifft - ausloten, wo der mächtige König steht. Sie nahm den Besuch sehr ernst.
Zudem galt es, den König im Atomstreit mit dem Iran auf der Seite des Westens zu halten. Nichts wäre aus Merkels Sicht schlimmer, als wenn die einheitliche Front, in die sich bislang auch die arabische Welt im Großen und Ganzen eingereiht hat, auseinanderbrechen würde.
Wer auf ein persönliches Wort des Königs für die Öffentlichkeit gehofft hatte, wurde aber enttäuscht. Eine Pressekonferenz? Nein, die gab es nicht. Wie bereits bei Merkels Besuch in Riad im Februar. Auch da hatten die mitreisenden Journalisten den König nicht zu Gesicht bekommen. Ihnen blieb die Nachricht, Merkel habe zwölf goldene Kamele geschenkt bekommen. Der König blieb auch in Berlin geheimnisvoll.
Mehr als die diplomatischen Hintergründe interessierten die Berliner schon seit Tagen die Begleitumstände. Einige Zaungäste, darunter auch Demonstranten, die mangelnde Demokratie und Achtung der Menschenrechte in Saudi-Arabien beklagten, verfolgten die Vorfahrt der vielen, vielen schwarzen Limousinen vor dem Hotel Adlon am Brandenburger Tor. Dort nächtigt der Herrscher bis Freitag vermutlich in der gut gesicherten Präsidentensuite. Eine weitere Frage blieb indes offen: Ob er denn tatsächlich wirklich vier Ehefrauen mitgebracht hat?
Quelle: ntv.de, Von Ulrich Scharlack, dpa