Dossier

Südossetien und Abchasien Konflikte in Georgien

Nach dem Zerfall der Sowjetunion beginnt der Konflikt zwischen Georgien und seinen zwei abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien, die sich Anfang der 90er Jahre für unabhängig erklärten.

Die Kaukasusregion dient zunehmend als Transitstrecke für Öl- und Gaslieferungen vom Kaspischen Meer, weshalb Moskau und Washington ein besonderes Interesse an ihr haben. Auch ist die Region von großer militärisch-strategischer Bedeutung für Russland.

Südossetiens Sezession

Die im Kaukasus gelegene Provinz Südossetien erklärte sich 1990 gegen Georgien als Demokratische Sowjetrepublik unabhängig, gehört jedoch völkerrechtlich bis heute zu Tiflis. Als Hauptstadt wurde Zchinwali proklamiert. Das Gebiet umfasst 3885 Quadratkilometer und hat rund 75.000 Einwohner.

Nach der Unabhängigkeitserklärung marschierten georgische Milizen in die Region ein, es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, in deren Folge etwa 2000 Osseten ums Leben kamen. Russische Truppen griffen in die Kampfhandlungen gegen Georgien ein. 100.000 Osseten flohen nach Russland, rund 20.000 in der Provinz ansässige Georgier suchten in Georgien Schutz. Die internationale Gemeinschaft erkannte die Unabhängigkeit Südossetiens nicht an.

Russische Einflussnahme

1991 benannte sich die Demokratische Sowjetrepublik in Republik Südossetien um. Nachdem der russische Präsident Boris Jelzin mit dem Präsidenten Georgiens, Eduard Schewardnadse, 1992 ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet hatte, beschloss man ebenfalls die Entsendung einer Friedentruppe, die sich aus Osseten, Georgiern und Russen zusammensetzte.

Südossetien steht unter starkem russischem Einfluss. Es wir finanziell und politisch aus Moskau unterstützt. 95 Prozent der Bewohner Südossetiens sind im Besitz der russischen Staatsangehörigkeit. Russisch ist die zweite Amtssprache, der russische Rubel ist Amtswährung.

Die Fronten verhärten sich

Seit 2002 ist Eduard Kokoity Präsident Südossetiens. Er gilt als politischer Hardliner, da er die endgültige Trennung seines Regierungsgebietes von Georgien durchsetzen will. Gleichzeitig will er Südossetien mit der Republik Nordossetien innerhalb Russlands vereinen. Premierminister ist seit 2005 der russische Unternehmer Juri Ionowitsch Morosow.

Der georgische Präsident Michail Saakaschwili, der seit 2004 an der Macht ist, hat sich zum Ziel gesetzt die Provinzen wieder in Georgien einzugliedern, wogegen diese sich vehement zur Wehr setzen. Russland unterstützt die separatistischen Bewegungen, die USA hingegen sind gegen eine Separation.

Im November 2006 wurde ein Referendum über die Unabhängigkeit von Georgien durchgeführt, in dem sich 99 Prozent der Bevölkerung in Südossetien dafür aussprachen. International wurde das Referendum nicht anerkannt.

Eskalation des Konfliktes

Anfang Juli 2008 wurde ein ossetischer Polizist von georgischen Streitkräften getötet. In der Folge kam es zu weiteren gewaltsamen Auseinandersetzungen. Nachdem mindestens drei Osseten getötet worden sind, kündigte Morosow die Generalmobilmachung der Truppen an. Georgien reagierte seinerseits mit einer erhöhten Alarmbereitschaft des Militärs.

Im August begannen nach schweren Gefechten die Behörden tausende Menschen, unter ihnen hunderte Kinder, in Sicherheit zu bringen.

Abchasiens Unabhängigkeitserklärung

Ein weiteres von Georgien abtrünniges Gebiet ist Abchasien, welches sich 1992 ebenfalls für unabhängig erklärte. Juristisch gehört die Provinz, deren Hauptstadt Sochumi ist, weiter zu Georgien. Auf einer Fläche von 8600 Quadratkilometer leben 320.000 Menschen. Auch im Falle Abchasiens erkennt die internationale Gemeinschaft die Unabhängigkeit nicht an.

Nach der Unabhängigkeitserklärung marschierten georgische Truppen in Abchasien ein, schafften es jedoch nicht die Provinz einzunehmen. Die Separatisten wurden durch russische Truppen unterstützt.

Durch die anhaltenden Kampfhandlungen und durch die folgende Isolation durch Russland sowie Georgien wurde die abchasische Wirtschaft weitestgehend ruiniert. 250.000 Georgier, die in Abchasien lebten, wurden vertrieben, Tausende wurden getötet.


Russische Truppen sollen Frieden sichern


1994 kam es zu einem Waffenstillstand unter Vermittlung der UN, der von russischen Friedenstruppen überwacht wird. Auch in Abchasien ist ein Großteil der Bevölkerung im Besitz von russischen Pässen.

Die Beziehungen zwischen Georgien und Abchasien spitzen sich zu

Seit 2005 ist Sergei Bagapasch Präsident. Die Regierung in Sochumi lehnt die georgischen Pläne zur Wiedereingliederung ab und auch Russland, welches großen Einfluss in der Provinz hat, zeigt sich unnachgiebig.

Im April 2008 wurde ein unbemanntes, georgisches Flugzeug über abchasischem Gebiet abgeschossen. Der Verdacht Georgiens, dass russische Kampflugzeuge für den Abschuss verantwortlich seien, bestätigte sich. Moskau ließ verlauten, dass georgische Flugzeuge über Abchasien das Abkommen von 1994 verletzen würden und somit der Abschuss gerechtfertigt sei. Im Mai stockte Russland sein Truppenkontingent in Abchasien merklich auf, was die Regierung in Tiflis mit Ärgernis zur Kenntnis nahm.

Quelle: ntv.de

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