Dossier

Griechenland wählt sein Parlament Kostas oder Giorgos?

Manche nennen es "das klassische Duell". Andere sprechen vom "ewigen griechischen politischen Dilemma". Bei der Parlamentswahl am Sonntag geht es abermals um die Entscheidung: Karamanlis oder Papandreou? Kostas oder Giorgos? Kostas Karamanlis führt die regierende bürgerliche Nea Dimokratia (ND), Giorgos Papandreou die oppositionelle Panhellenische Sozialistische Bewegung (Pasok).

Schon 1961 standen sich Konstantinos Karamanlis, der Onkel des heutigen Premiers, und Georgios Papandreou, der Großvater des heutigen Sozialistenführers, gegenüber. "Als ob kein Tag vergangen wäre", sagt Nafsika Pantelia, eine 74 Jahre alte Wählerin aus der Athener Vorstadt Moschato. Der Karamanlis-Onkel regierte Griechenland zwischen 1974 und 1981, Papandreous Vater Andreas von 1981 bis 1989 und erneut zwischen 1993 und 1996.

Veränderte Ausgangsposition

Kostas Karamanlis hatte die Wahlen im März 2004 gewonnen. Als er Mitte August vorgezogene Wahlen proklamierte, setzte er nach übereinstimmenden Kommentaren der griechischen Presse auf einen "Blitzwahlkampf" - und auf die fröhliche Stimmung, die Griechen im Allgemeinen im Sommer haben. Außerdem vertraute er der zweiten Chance, welche die griechischen Wähler ihren Regierenden fast immer gönnen. In Sachen Popularität führte Karamanlis in Umfragen deutlich vor seinem Gegner Papandreou.

Doch dann kam das unerwartete Ereignis: Verheerende Brände forderten Ende August binnen drei Tagen fast 70 Menschenleben und verursachten eine der größten Umweltkatastrophen in der Geschichte des Landes. Die Griechen sind nun zornig, weil die Behörden ihrer Meinung nach die Brandgefahr trotz monatelanger Dürre nicht rechtzeitig erkannt hatten und die Hilfe im entscheidenden Moment ausblieb. 15 Prozent der Wähler sind nach Umfragen noch unentschieden. Damit ist das Rennen wieder völlig offen.

Da in den beiden letzten Wochen vor der Wahl keine Umfragen veröffentlicht werden dürfen, blühen die Gerüchte. Mal heißt es, die Nea Dimokratia von Karamanlis liege vorn, dann wollen viele Griechen wissen, die Sozialisten von Oppositionsführer Papandreou würden das Rennen machen. Politische Beobachter in Athen zeigen sich enttäuscht von der bisherigen Leistung der Sprösslinge der alten griechischen Familien: Karamanlis habe sich weniger staatsmännisch als sein Onkel gezeigt; Papandreou weniger charismatisch als Vater und Großvater, heißt es hinter vorgehaltener Hand in Athen.

Von Takis Tsafos, dpa

Quelle: ntv.de

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