"Ich bin nicht der Jugendbeauftragte" Lindner: Das neue FDP-Sprachrohr
14.12.2009, 15:03 Uhr
		                      Christian Lindner ist Westerwelles neues Sprachrohr und zugleich ein programmatischer Vordenker - eine Herausforderung.
(Foto: dpa)
Der Spitzname "Bambi" stammt noch von Jürgen Möllemann. Der damalige NRW-FDP-Chef hatte noch zu seinen Glanzzeiten das Nachwuchstalent Christian Lindner entdeckt und gefördert. Lindner wurde 2000 jüngster Landtagsabgeordneter in Düsseldorf, seit 2004 Chefmanager der Landespartei. Jetzt tritt der 30-jährige Bundestagsabgeordnete das Amt des FDP-Generalsekretärs an.
Lindner wird damit wichtigstes Partei-Sprachrohr des FDP-Vorsitzenden und Außenministers Guido Westerwelle und programmatischer Vordenker zugleich. Ob das zusammenpasst - das ist die Herausforderung für ihn. "Ich bin nicht der Jugendbeauftragte der FDP", stellte er nach seiner Kür schon mal klar.
Der Parteichef hatte sich seit der Bundestagswahl Zeit gelassen, um einen Nachfolger für Dirk Niebel, der Entwicklungshilfe-Minister geworden ist, zu finden. Andere potenzielle Kandidaten - etwa Patrick Döring aus Niedersachsen oder Juli-Chef Johannes Vogel aus NRW - schieden in dem inoffiziellen Rennen um den wichtigsten Parteiposten nach Westerwelle aus.
Programmatisch profiliert
Gegen Lindner sprach zunächst, dass er seine Landespartei 2010 in einen für Schwarz-Gelb besonders riskanten Wahlkampf führt und damit ziemlich ausgelastet sein dürfte. Im Mai wird es in NRW auch darum gehen, ob die Koalition im Bundesrat eine Mehrheit behält oder nicht. Dass Lindner und Westerwelle beide aus NRW stammen hat offensichtlich die anderen FDP-Landesverbände nicht gestört. Sonst hätten sie in den Wochen nach der Bundestagswahl eigene Ansprüche angemeldet.
Anders als Niebel ist Lindner programmatisch profiliert. Zusammen mit dem FDP-Jungtalent Philipp Rösler forderte er im April 2009 eine neue Wertediskussion in der Partei. Für einen "neuen sozialen Konsens" in der Gesellschaft: "Freiheit und Fairness" statt dem "ausgehöhlten Kampfbegriff der sozialen Gerechtigkeit", formulierten die beiden Jung-Politiker noch etwas nebulös ihre Zielrichtung. Damals noch stoppte Westerwelle die im Wahlkampf inopportune Diskussion.
Rhetorisch gewandt und freundlich
Jetzt will er die Programmdebatte ausdrücklich fördern. Sie soll den unerwartet mühseligen Regierungsalltag ausgleichen, der auch FDP-Anhänger nicht gerade begeistert. Der gebürtige Wuppertaler Lindner - rhetorisch gewandt und mit freundlichem Auftreten - zählt sich zu "Westerwelles Prätorianern". Er ist aber zugleich auch Vertrauter von NRW-Parteichef Andreas Pinkwart. Der wiederum tanzt nicht immer nach Westerwelles Pfeife und könnte eines Tages in Berlin in die erste FDP-Riege wechseln.
Doch zunächst wird Lindner erst einmal die FDP-Verwaltung neu sortieren müssen. Viele wichtige Mitarbeiter der Parteizentrale sind in Regierungsämter gewechselt oder bereiten sich darauf vor. Zu den Altlasten zählt das Möllemann-Erbe aus dem Parteispendenskandal von 2003, der mit dem Fallschirm-Tod des schillernden Parteiführers endete. Die FDP-Klage gegen die vom Bundestag verhängten Millionen-Strafzahlungen wird sicher noch länger als ein Jahr die Gerichte und damit auch Lindner beschäftigen.
Quelle: ntv.de, Frank Rafalski, dpa