Dossier

Wenn die Regierung schweigt ... Lösegeld für Entführte

Seit dem Terrorjahr 1977 mit den Morden der Rote Armee Fraktion (RAF) und einer Flugzeug-Entführung schweigt sich die Bundesregierung über mögliche Lösegeldzahlungen für im Ausland entführte Deutsche aus. Andernfalls könnten Nachfolgetäter animiert werden und der Eindruck entstehen, dass mit deutschen Geiseln gutes Geld zu verdienen sei, lautet die Argumentation. Bis Anfang der 70er Jahre wurden Zahlungen geleistet und auch bestätigt.

Mai 2006: Die Freilassung der beiden deutschen Ingenieure Ren Bräunlich und Thomas Nitzschke aus irakischer Geiselhaft kostete die Bundesregierung nach Informationen der britischen Tageszeitung "Times" 7,3 Millionen Euro. Vom Auswärtigen Amt heißt es dazu nur: "Die Bundesregierung ist nicht erpressbar. Die Bundesregierung zahlt kein Lösegeld."

Dezember 2005: Nach Medienberichten wurde die Archäologin Susanne Osthoff für mehrere Millionen Euro aus irakischer Geiselhaft freigekauft. In ihrer Kleidung wurde angeblich ein Bündel Scheine gefunden, die aus dem mutmaßlichen Lösegeld stammten. Laut Osthoff war es Geld, dass man ihr abgenommen hatte. Die Regierung bleibt bei "absoluter Geheimhaltung".

August 2003: Für die Freilassung von deutschen Sahara-Touristen sollen malische Unterhändler der Terrorgruppe GSPC 4,6 Millionen Euro übergeben haben. Das Geld wurde angeblich von Deutschland und Libyen bereitgestellt. Im Gegenzug soll Mali mit Entwicklungshilfe bedacht worden sein. Die Bundesregierung lehnt eine Bestätigung ab.

September 2000: Nach der Freilassung der Göttinger Lehrerfamilie Wallert auf den Philippinen wird bekannt, dass Libyen den Abu-Sayyaf-Separatisten pro Kopf eine Million Dollar (0,95 Millionen Euro) als "Entwicklungshilfe" gezahlt hat. Kein Kommentar der Bundesregierung. Der Familie stellt das Auswärtige Amt Anfang 2001 als "Erstattung von Auslagen" 12.887 Mark (etwa 6.600 Euro) in Rechnung.

Juni 1992: Die israelische Presse behauptet, die Bundesregierung habe für die Freilassung der Libanon-Geiseln Heinrich Strübig und Thomas Kemptner 23 Millionen Mark (11,8 Millionen Euro) zugesagt. Das Geld solle über eine schiitische Wohltätigkeitsorganisation gezahlt werden. Bonn dementiert.

September 1988: Nach der Ende der Geiselhaft des Hoechst-Managers Rudolf Cordes im Libanon wird behauptet, der Mann sei für 40 Millionen Mark (20,5 Millionen Euro) freigekauft worden. Die Bundesregierung bestreitet Zahlungen. Ebenfalls dementiert wurde, dass für die Freiheit des Siemens-Technikers Alfred Schmidt bis zu 16 Millionen Mark (8,2 Millionen Euro) gezahlt wurden.

Februar 1972: Die Bundesregierung zahlt für die Freilassung von 188 Flugzeuggeiseln fünf Millionen Dollar (8,2 Millionen Euro). Der Lufthansa-Jumbo "Baden-Württemberg" war von einem Kommando der palästinensischen "Volksfront" gekapert worden.

Quelle: ntv.de

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