"Comeback-König" der UK Mandelson soll Brown helfen
03.10.2008, 15:37 UhrPeter Mandelson ist eine polarisierende Figur - sowohl in der EU als auch in seiner Heimat Großbritannien. Die Karriere des 54 Jahre alten Labour-Politikers verlief wie eine Achterbahnfahrt. Doch trotz aller Niederschläge und Kritik legte er immer wieder ein Comeback hin, was ihm den Spitznamen "Comeback-König" einbrachte.
In London hatte er unter dem ehemaligen Premierminister - und seinem engen Freund - Tony Blair schon zwei Mal einen Kabinettsposten inne, und zwei Mal musste er wegen Korruptionsvorwürfen zurücktreten. Der einst schillernde Labour-Star, der den Kurs von "New Labour" mitbestimmt hatte, nahm 2001 als Nordirland-Minister seinen Hut. Ihm wurde vorgeworfen, einem indischen Millionär einen britischen Pass für eine großzügige Spende besorgt zu haben. Gut zwei Jahre zuvor war Mandelson als Industrieminister abgetreten, nachdem er zugeben musste, von einem Parteifreund einen Kredit über mehrere hunderttausend Pfund für den Kauf eines Hauses angenommen zu haben.
Mandelson und Brown nicht die besten Freunde
Als "Kumpel" Blairs stand er mit dem jetzigen Premier und Konkurrenten Blairs, Gordon Brown, nie auf gutem Fuß. Überworfen hatten sie sich schon 1994, als Mandelson Blair an der Parteispitze unterstützte. Gerade deshalb ist es bemerkenswert, dass ihn jetzt ausgerechnet Brown wieder nach London holt. Als Wirtschaftsexperte soll Mandelson in der Finanzkrise in London nach Lösungen suchen.
Seine Erfahrung als EU-Handelskommissar kommt ihm dabei sicher zu Gute. Doch die Entscheidung, Mandelson 2004 als EU-Kommissar nach Brüssel zu schicken, hatte Kritiker auf den Plan gerufen. Sie warfen der Regierung in London Vetternwirtschaft vor und das "Wegloben" eines gescheiterten und in der Labourpartei unbeliebten Politikers nach Brüssel.
Als mächtiges Mitglied der EU-Kommission zwischen den Fronten
Als Leiter des Handelsressorts wurde Mandelson eines der mächtigsten Mitglieder der Kommission. Im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger Pascal Lamy - heute Chef der Welthandelsorganisation (WTO) - hielt der Brite allerdings ein weitgehend glückloses Mandat. Die Probleme zeichneten sich schon zu Beginn ab: Die WTO-Verhandlungen zur Liberalisierung des Welthandels und die Handelskonflikte mit den USA, vor allem mit Blick auf die Erzrivalen Airbus und Boeing.
Mandelson geriet ständig zwischen die Fronten zwischen freihändlerischen Staaten, vor allem aus Nordeuropa, und protektionistischen Staaten, da vor allem Frankreich und den südeuropäischen Staaten. Bei den WTO-Verhandlungen zur Doha-Welthandelsrunde in Genf konnte er auch keinen Erfolg verbuchen - die Verhandlungen scheiterten, auch wenn dies nicht in erster Linie den Europäern anzulasten ist. Mandelsons Zugeständnisse im Agrarbereich an die internationalen Handelspartner gingen Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy zu weit. Beide lieferten sich daraufhin heftige Wortgefechte.
Überraschenderweise sprang Mandelson in dem Streit ausgerechnet Brown zur Seite, der dessen Arbeit bei der EU lobte. Im Gegenzug sprach sich Mandelson kürzlich für den um sein Ansehen kämpfenden Brown aus - wahrscheinlich war er da schon über seinen neuen Kabinettsposten im Wirtschaftsressort informiert.
Annette Reuther, dpa
Quelle: ntv.de