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Wählerinnen-Bonus als "Sonderplus" Merkel bei Frauen klar vor Steinmeier

Die CDU-Chefin hatte nicht von vornherein einen Bonus bei den Frauen, sondern hat sich ihn erarbeitet.

Die CDU-Chefin hatte nicht von vornherein einen Bonus bei den Frauen, sondern hat sich ihn erarbeitet.

(Foto: AP)

Zwar gibt es in Deutschland noch keine Beweise dafür, dass Frauen eher Frauen wählen, dennoch ist Merkels Vorsprung vor Steinmeier in Umfragen bei Frauen noch größer als bei Männern.

"Frauen gemeinsam für Deutschland. Frauen für Merkel." Unter diesem Motto will die Frauen Union (FU) der CDU am Sonntag bei ihrem Bundestreffen in Duisburg Wählerinnen für Angela Merkel begeistern. Die Bundeskanzlerin punkte schon jetzt besonders beim eigenen Geschlecht, freut sich FU-Chefin Maria Böhmer gut sechs Wochen vor dem Wahltag. Frauen stellen mit rund 52 Prozent immerhin die Mehrheit der Wahlberechtigten. Sie schätzen, so Böhmer, die "Normalität", mit der Merkel als "wichtigste Politikerin der Welt" auftrete. Zudem habe sie sich als Kanzlerin "besonders um den Zusammenhalt in der Gesellschaft gekümmert" - etwa um Familie oder Bildung.

Bislang gebe es für Deutschland zwar "keinerlei Beweise, dass Frauen eher Frauen wählen", sagt die Frankfurter Politikwissenschaftlerin Sigrid Roßteutscher. Allerdings sei Merkels Vorsprung vor dem SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier derzeit tatsächlich bei den Frauen noch größer als bei den Männern - auch wenn das je nach Umfrage unterschiedlich deutlich ausfällt.

So sind laut aktuellem ARD-Deutschlandtrend derzeit 65 Prozent der Frauen und 59 Prozent der Männer für Merkel, Steinmeier wünschen sich 20 Prozent der Frauen und 25 Prozent der Männer als Bundeskanzler. Und laut dem jüngsten ZDF-Politbarometer kommt die Kanzlerin zwar bei Wählern beider Geschlechter mit 63 beziehungsweise 61 Prozent gleichermaßen gut an. Allerdings fällt auf, dass Steinmeier bei den Frauen (21 Prozent) weniger punkten kann als bei Männern (29 Prozent).

Bonus durch Leistung

Bemerkenswert ist an diesen Zahlen laut Roßteutscher nicht zuletzt der Unterschied zur vorangegangenen Bundestagswahl. 2005 habe Merkel bei Wahlberechtigten beider Geschlechter noch hinter ihrem SPD-Konkurrenten Gerhard Schröder zurückgelegen. "Schröder konnte sehr viel mehr Kompetenz- und Sympathiewerte auf sich ziehen - gerade gegenüber der neuen Frau Merkel." Seither habe diese aber "bewiesen, dass sie es kann" und werde nun gerade bei den anfangs vielleicht auch skeptischen Frauen erst recht höher eingeschätzt als der damalige SPD-Kanzler. So komme zu Merkels Amtsbonus offenbar ein gewisser Frauenbonus als "Sonderplus", sagt Roßteutscher.

Die CDU-Chefin habe bei ihrem ersten Antreten als Kanzlerkandidatin "nicht von vornherein einen Bonus bei den Frauen" gehabt, erinnert auch die Darmstädter Politikwissenschaftlerin Brigitte Geißel. Dieser sei im Laufe ihrer Amtszeit "über die Leistung" entstanden und beruhe auf der "Bewunderung, dass eine Frau das kann". Viele Frauen nähmen Merkel als "positives Rollenmodell" wahr - und hätten "eine Freude daran, wenn man zum Beispiel diese G-8-Gipfel sieht und für Deutschland eine Frau steht". In den Augen der Wählerinnen habe es "endlich" eine Frau in die internationalen Machtzirkel geschafft - "und dann auch noch für Deutschland, damit wirkt Deutschland enorm modern", sagt Geißel.

Reine Männerriegen gehen nicht mehr

Dass Steinmeier derweil versucht, mit geballter Frauenpower in seinem Wahlkampfteam - elf von 19 Mitgliedern sind Frauen - der Amtsinhaberin Paroli zu bieten, fällt den Wissenschaftlerinnen zufolge zumindest nicht negativ auf. Eine reine Männerriege wäre laut Roßteutscher jedenfalls etwas, "das heute nicht mehr geht". Geißel gibt zu bedenken, dass sich die meisten Wahlbürger zwar das Schattenkabinett nicht so genau ansähen. Aber Steinmeier müsse "zumindest versuchen", den hohen Frauenanteil in seinem Team "gut zu kommunizieren und darüber Stimmen zu gewinnen".

Die CDU jedenfalls setzt anders als bisher bei dieser Bundestagswahl durchaus auch auf die Frauenkarte. So wirbt die Frauen Union ganz bewusst mit der "Chefin" Merkel. Böhmer verweist darauf, dass 2005 noch die Frage gestellt wurde, ob überhaupt eine Frau das Land regieren könne, während heute mit Blick auf den männlichen Aspiranten aufs Kanzleramt gefragt werde: "Kann er das?"

Quelle: ntv.de, Deike Stolz, AFP

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