Dossier

Zwischenruf Militärbasen. Und Anschläge.

von Manfred Bleskin

Andere Zeiten, andere Stützpunkte. Während die USA ihre Militärbasen entlang der alten Kaltkriegsfrontlinien - namentlich in Deutschland und Japan - aufgeben, schießen an den Brennpunkten der neuen strategischen Ziele die Camps wie Pilze nach dem Spätsommerregen aus dem Boden.

Begründet wird die beispiellose Anwesenheit von knapp einer halben Million US-Soldaten auf rund 800 Stützpunkten und/oder Kriegsschauplätzen außerhalb Nordamerikas mit dem Kampf gegen den weltweiten Terrorismus. So weit, so gut. Nur, dass dieser Krieg keine klaren Fronten hat und aus der Sicht Russlands und Chinas gewissermaßen zum Dauerargument wird, an jedem beliebigen Punkt des Planeten präsent zu sein.

Rund um den ölreichen Golf von Guinea wird in Staaten wie Äquatorialguinea, Senegal, Mali, Mauretanien, Tschad und Ghana, aber auch in Marokko und Tunesien eifrig antichambriert. Sowie in Niger, wo Pentagon-Gesandten vor lauter Aufregung die Hungerkatastrophe entgangen ist, um die sich jetzt auch die Bush-Administration sorgt.

Dschibuti, Katar, Bahrain, Kuwait, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate. Alle auch sehr nahe am möglichen Angriffsziel Iran. Aus Saudi-Arabien wurden Teile der dort stationierten Truppen aus Furcht vor einem weiteren Anwachsen der Opposition gegen das morsche Regime zurückgezogen; gleichwohl sind noch Soldaten im Land, die Infrastrukturen weiter in Betrieb. Vom Irak gar nicht zu reden.

Schließlich Polen, wo eifrig truppengeübt wird, Ungarn, Rumänien, Bulgarien. In Georgien sind Berater stationiert, die faktisch die Armee des Landes kontrollieren.

Die Stützpunkte auf der Pazifikinsel Guam werden ausgebaut, in Australien entstehen neue. Auch in Singapur und Malaysia sowie entlang der internationalen Handelsschifffahrtsroute durch die Straße von Malakka wird fleißig erweitert, ebenso die Präsenz auf Diego Garcia im Indik. Zudem wurde die militärische Zusammenarbeit mit Indien auf eine neue Stufe gehoben.

Mit dem Krieg in Afghanistan entstanden Stützpunkte in den einstigen zentralasiatischen Sowjetrepubliken Kirgistan und Usbekistan, was Peking und Moskau zunehmend als Bedrohung begreifen. Beide dürften den Machthabern in Taschkent und Bischkek Rückendeckung gegeben haben, als sie jüngst den Abzug der US-Amerikaner forderten. Den Luftwaffenstützpunkt Karschi-Chanabad in der Nähe der usbekischen Hauptstadt soll die bis zu 1.500 Mann starke Besatzung in 180 Tagen verlassen, die in Kirgistan können sich noch etwas Zeit lassen.

Andere Zeiten, andere Stützpunkte. Immer höhere Ölpreise. Und immer neue Anschläge.

Quelle: ntv.de

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