Dossier

Brüchiger Frieden Misstrauen in Uganda

Als im Juli 2006 die Friedensgespräche zwischen der Regierung Ugandas und der "Widerstandsarmee des Herrn" (LRA) begannen, herrschte bei vielen Menschen des ostafrikanischen Landes Hoffnung. Der Tag des Waffenstillstands nach 14 Jahren Bürgerkrieg sei einer der glücklichsten seines Lebens gewesen, erinnert sich Erzbischof John Baptist Odama. Sein Enthusiasmus ist 18 Monate später weitgehend verflogen. "Das Misstrauen beider Seiten ist sehr groß", sagt er heute.

Zwar herrscht im Norden, wo seit 1986 ein brutaler Bürgerkrieg zwischen Regierungstruppen und der LRA tobte, nun Ruhe, und Einwohner kehren nach Jahren im Flüchtlingslager zurück in ihre Dörfer. Doch nach 18 Monaten langwieriger Friedensverhandlungen ohne echten Durchbruch scheint die Geduld der Staatsführung mittlerweile am Ende. Ein Friedensvertrag ist nicht in Sicht. Präsident Yoweri Museveni wirft der LRA angesichts schleppender Fortschritte Verzögerungstaktik vor und droht mit einem Abbruch der Gespräche.

Blutiger Terror statt Bibel

An der Spitze der LRA steht der fanatische Laienprediger Joseph Kony, der die reine Lehre der Bibel vertreten will. Doch statt der Bibel zu folgen, verbreiteten seine Dschungelkämpfer blutigen Terror unter der Zivilbevölkerung. Zwei Millionen Menschen flohen aus der Konfliktregion. Zehntausende Kinder hat die LRA als Soldaten missbraucht, entführte Mädchen als Sexsklavinnen gehalten.

Die Führung der LRA hat sich im abgelegenen Nordosten des Kongo verschanzt und wird seit Ende 2005 vom Internationalen Gerichtshof in den Haag (ICC) wegen Kriegsverbrechen und des Einsatzes von Kindersoldaten mit internatonalen Haftbefehlen gesucht. Anfang Januar vereinbarten die Oberkommandierenden von Uganda und Kongo sowie die UN-Mission im Kongo (MONUC) in Kampala ein gemeinsames Vorgehen gegen die im Land versteckten LRA-Rebellen.

Museveni hat der LRA-Führung im Rahmen der Friedensverhandlungen Amnestie versprochen. Doch die Unterzeichnung des Friedensabkommens wird durch einen Bruch innerhalb der Rebellengruppe noch weiter erschwert. Kony soll seinen Stellvertreter Vincent Otti ermordet haben. "Das hat den Argwohn innerhalb der LRA noch verstärkt, auch unter denen, die Kony treffen wollen", sagte Owiny-Dollo, ein Anwalt für internationales Recht.

Warten auf einen echten Frieden

Museveni hat der LRA ein Ultimatum bis zum 31. Januar gesetzt. Sollte die Rebellen bis dahin keine Bereitschaft zeigen, werde er den Friedensprozess unterbrechen, drohte er. Die gegenwärtigen Gespräche sind die bisher langwierigsten, nachdem bereits 1994 und 2004 zwei Versuche, eine Friedenslösung zu erreichen, gescheitert waren.

Niemand weiß, was Kony plant. Selten ist etwas von ihm aus seiner Dschungelbasis zu hören, der Kontakt zwischen ihm und anderen Mitgliedern der LRA-Delegation bei den Friedensverhandlungen scheint brüchig. Zwischen der Hoffnung auf eine sichere Lebensperspektive und der Furcht vor einem Wiederaufflammen der Kämpfe warten die Menschen im Norden Ugandas unterdessen weiter auf einen echten Frieden.

Von Henry Wasswa, dpa

Quelle: ntv.de

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