Dossier

Vorsicht vor Plagiaten Möbelklassiker für wenig Geld

Design-Möbel sind schick, aber nicht ganz billig. Immer wieder tauchen auch günstige Modelle in Möbelhäusern oder im Internet auf. Doch Experten warnen vor Fälschungen - längst werden nicht nur Uhren und Turnschuhe nachgemacht, sondern auch Möbel.

"Fälschungen betrafen früher vor allem die Design-Klassiker", erklärt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef. Markus Deck, Rechtsanwalt für Designschutz und Markenrecht aus Köln, schätzt, dass bis zu einem Drittel aller auf dem Markt angebotenen Design-Klassiker Fälschungen sind. Dabei gibt es Schutzrechte, die das verhindern sollen.

Durch das so genannte Geschmacksmuster kann die Farb- und Formgebung eines Produktes geschützt werden. Einige Designmöbel genießen darüber hinaus den besonderen Schutz eines Werkes der angewandten Kunst nach dem Urheberrecht, erklärt Deck. Streit gibt es immer wieder um nachgebaute Bauhaus-Möbel aus Italien, denn dort gibt es keine vergleichbaren Schutzrechte. "In Italien dürfen die Möbel nachgebaut werden", erklärt Christine Lacroix, Geschäftsführerin des Vereins Aktion Plagiarius in Elchingen (Bayern). Über das Internet werden diese Nachbauten dann auf dem deutschen Markt angeboten.

Plagiate finden sich aber auch bei vielen anderen erfolgreichen Möbelstücken. Im Jahr 2003 wurde die Fälschung eines Kreuzschwingers von Prof. Till Behrends aus Frankfurt/Main mit einem Plagiarius ausgezeichnet. "Wir haben auch schon Fälschungen von Rolf Benz-Polstermöbeln gesehen, die dann statt 5000 Euro nur 700 kosteten", sagt Geismann.

Für den Kunden sind Plagiate schwer zu erkennen. "Ich habe schon Fälschungen gefunden, die sahen aus wie meineund ließen sich mit den Originalen ineinander stapeln", sagt Behrends. Auf den Rechnungen trugen die Plagiate sogar seinen Namen. Allerdings konnten diese Modelle nicht schwingen. Eine schlechtere Ausführung kennzeichnet viele Plagiate. Kunden müssen laut Geismann nach kurzer Zeit mit verblassenden Farben und durchgesessenen Polstern rechnen.

Auch wenn sorgfältig kopiert wurde, gibt es einige Merkmale, an denen Kunden Fälschungen erkennen können. Der Verband der Creativen Inneneinrichter in Darmstadt hat eine entsprechende Liste zusammengestellt. Die Nähte der Bezüge sollten sauber verarbeitet sein. Beim Leder müssen sich die Poren erkennen lassen. Am Holz dürften keine Astlöcher oder reparierte Stellen zu sehen sein. Metallrohre müssen eine konstante Dicke aufweisen.

Lange Garantieleistungen und deutsche Kaufverträge wiesen ebenfalls auf Originale hin. "Sehen die Vertragsbedingungen vor, dass der Kaufvertrag in Italien zustande kommt, ist das ein eindeutiges Indiz für ein Plagiat", so der Verband. Viele Originale tragen zudem einen Kontrollstempel, eine Signatur oder eine Produktionsnummer. Da die Zertifikate der Hersteller aber oft wenig bekannt sind, hat der Verband ein eigenes Echtheitssiegel für Designmöbel herausgebracht.

Fallen Verbraucher trotzdem auf ein Plagiat herein, müssen sie keine rechtlichen Folgen fürchten. "Der Erwerb von gefälschten Möbeln ist nicht strafbar", erklärt Deck. Die Möbel dürften aber nicht weiterverkauft oder in Verkehr gebracht werden. Wer unwissentlich eine Fälschung erworben hat, kann diese unter Umständen beim Händler umtauschen. "Wenn Sie den Eindruck hatten, dass sie ein Original erwerben, können sie das Möbelstück zurückbringen", sagt Deck.

Quelle: ntv.de

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