Dossier

Abtrünniger Wahlkampfgegner Mugabe in Bedrängnis

Simbabwes autokratischer Präsident Robert Mugabe (84) geht am 29. März in eine Wahl, bei der vieles anders ist als in den vorangegangenen 28 Jahren seiner Herrschaft. Nie zuvor seit der Unabhängigkeit des afrikanischen Krisenstaates gab es wie diesmal Präsidenten-, Parlaments- und Lokalwahlen gleichzeitig, und nie zuvor hatte er es mit einem derart ernstzunehmenden Rivalen zu tun. Denn mit seinem einstigen Finanzminister Simba Makoni steht ihm überraschend ein Abweichler aus den eigenen Reihen gegenüber, der die Massen mobilisiert und die Hoffnung auf einen Wandel nährt.

Anders als der von Mugabe immer wieder erfolgreich drangsalierte Oppositionschef Morgan Tsvangirai von der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) kennt Makoni den Machtapparat aus eigener Erfahrung. Er ist ein weithin respektierter unabhängiger Intellektueller aus Mugabes engstem Führungszirkel und hat in der regierenden ZANU(PF)-Partei nach eigenen Angaben Sympathisanten im Reformerflügel. Mit seinem überraschenden Schritt, der Kandidatur für das Präsidentenamt, handelte sich Makoni neben dem Rausschmiss aus der Partei zugleich den Status eines Hoffnungsträgers ein.

Südliches Afrika horcht auf

Die vor allem für Exil-Simbabwer herausgegebene Zeitung "The Zimbabwean" spekulierte bereits: "Südafrikas Präsident Thabo Mbeki versucht MDC-Chef Morgan Tsvangirai zu überzeugen, mit Simba Makoni eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden." Tsvangirai hatte bei einem Treffen mit internationalen Journalisten im Nachbarland Südafrika bereits Kooperationsbereitschaft signalisiert und erklärt: "Wir werden mit jedem zusammenarbeiten der bereit ist, gegen die ZANU(PF), gegen Robert Mugabe zu stehen."

Beide könnten sich in der Tat bei einer erfolgreichen Abwahl Mugabes ergänzen - vor allem beim Wiederaufbau des von Mugabe ins Chaos geführten Landes. Simbabwe war einst Afrikas Kornkammer. Die wachsende Krise aber bescherte dem Land nicht nur chronischen Mangel an jedweden Gütern, Massenarbeitslosigkeit und eine schrumpfende Wirtschaft, sondern mit 105.800 Prozent auch die weltweit höchste Inflationsrate und mit einem Durchschnittsalter von 35 Jahren eine der niedrigsten Lebenserwartungen weltweit. Rund fünf Millionen der zwölf Millionen Simbabwer sind geflohen, viele davon nach Südafrika.

Wahlaufruf im Exil

Die im Ausland Lebenden dürfen nicht wählen - Makoni hatte sie daher aufgerufen, sich zur Wahl in der Heimat registrieren zu lassen. Der Überraschungs-Kandidat hat bei seinen Landsleuten aber nicht nur eine neue Dynamik ausgelöst - er weckt auch Verdacht. Böse Zungen sehen ihn als Marionette in einem geschickten Schachzug Mugabes, der die Opposition spalten will. Denn Makoni findet seine Unterstützer vor allem in den Städten, wo bisher die MDC ihre Basis hat. Mugabe dagegen setzt erneut auf die ländliche Wählerschaft, die er mit geschickter Rhetorik und Wahlgeschenken immer wieder auf Kurs getrimmt hat.

Mugabe tritt gegen vier Kandidaten an. Neben Makoni und Tsvangirai kandidiert auch der 44 Jahre alte Klerikale Langton Towungana, der sich jedoch selbst kaum mehr als ein Prozent der Stimmen zu holen zutraut. Die Wahrscheinlichkeit einer Stichwahl drei Wochen später ist hoch, denn für einen Sieg muss ein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.

Von Ralf E. Krüger, dpa

Quelle: ntv.de

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