Dossier

Ex-Premier im Exil Nawaz Sharif

Nawaz Sharif war pakistanischer Premierminister von 1990 bis 1993 und von 1997 bis 1999. Seit 2000 lebt er im Exil.

Er wird am 25. Dezember 1949 als ältester Sohn des Industriellen Muhammad Sharif in Lahore, der Provinzhauptstadt des Punjab, geboren. Er studiert Rechtswissenschaften, steigt zunächst ins Familienunternehmen ein und engagiert sich als Politiker.

Aufstieg zur Spitze

In den 70er Jahren ist Nawaz Sharif parteilos in der Politik aktiv. Im Juli 1977 putscht General Mohammed Zia ul-Haqs gegen Pakistans damaligen Premierminister Zulfiqar Ali Bhutto, Benazir Bhuttos Vater, und verhängt das Kriegsrecht. Erst Ende 1985 hebt Zia Ul-Haq das Kriegsrecht wieder auf, führt die Verfassung von 1973 in geänderter Form wieder ein und lässt Parteien zu. Nawaz Sharif, damals Finanzminister, tritt wie viele andere parteilose Politiker der dem Militär nahestehenden pakistanischen Muslimliga (PML) bei. Die Partei hat ihre Wurzeln in der muslimischen Unabhängigkeitsbewegung im britisch beherrschten Indien, ihr erster Präsident wurde 1916 Mohammed Ali Jinnah.

Als Mitglied der PML gewinnt Nawaz Sharif einen Sitz im nationalen Parlament und übernimmt den Posten des Chefministers in der Provinz Punjab, Pakistans bevölkerungsreichster Provinz. Das Amt in Punjab verhilft dem populistischen Politiker und seinem islamischen Parteienbündnis 1990 zum Wahlerfolg gegen die Pakistanische Volkspartei, die Pakistan Peoples Party (PPP), an deren Spitze die Politikerin Benazir Bhutto steht. Sharif wird am 6. November 1990 als Premierminister vereidigt, er folgt der Islamisierungspolitik des ehemaligen Staatspräsidenten Mohammed Zia ul-Haqs.

Machtkämpfe und Exil

Während seiner Amtszeit als Premierminister setzt Sharif die in den 1980er Jahren begonnene Reprivatisierung der Staatsbetriebe fort und öffnet Pakistan weiter für ausländische Investitionen. Er strebt verbesserte Beziehungen zu Indien und die Stärkung des Rechtsstaates an. Vor Ablauf seiner fünfjährigen Amtszeit wird er im April 1993 von Staatspräsident Ishaq Khan entlassen, das Parlament wird aufgelöst. Der folgende Machtkampf zwischen Sharif und Khan endet 1993 mit einem Abkommen und ihrem gemeinsamen Rücktritt. Bei den Neuwahlen gewinnt Benazir Bhuttos mit der PPP.

1997 wird Benazir Bhutto abgesetzt und die Muslimliga erringt bei den Parlamentswahlen die absolute Mehrheit. Nawaz Sharif wird erneut zum Premier gewählt. Doch schon am 12. Oktober 1999 wird er durch den unblutigen Putsch des Generalstabschefs des Heeres, Pervez Musharraf, wieder abgesetzt. Das Militär begründet die Machtübernahme mit der schweren Wirtschaftskrise und wirft der demokratisch gewählten Regierung Misswirtschaft und Korruption vor. Sharif wird im April 2000 durch ein Schnellgericht zu lebenslanger Haft verurteilt, im Dezember jedoch ins Exil nach Saudi-Arabien entlassen.

Bei den Parlamentswahlen 2002 siegt eine Abspaltung der Muslimliga, die dem selbsternannten Staatspräsidenten Pervez Musharraf nahe steht und sich Pakistan Muslim League Quaid-e-Azam (PML-Q) nennt. Die Muslimliga Nawaz Sharifs (PML-N) wird zur Splitterpartei marginalisiert. Sharif lebt die nächsten Jahre im Exil in London.

Quelle: ntv.de

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