Fußball-Bundesliga Neue Besen, alte Sorgen
04.02.2007, 14:43 UhrDer Spruch mit den neuen Besen, die angeblich gut kehren, kann nach dem 20. Bundeslia-Spieltag weitestgehend in die Rubrik "Irrtümer der Fußball-Geschichte" aufgenommen werden. Weder der bei Rekordmeister Bayern München als Heilsbringer gepriesene Ottmar Hitzfeld noch der als Feuerwehrmann zum Hamburger SV gekommene Huub Stevens konnten in ihren ersten Partien auf der Trainerbank eine Trendwende bei ihren kriselnden Klubs einläuten. Lediglich der bisher kaum bekannte Jos Luhukay schaffte mit Borussia Mönchengladbach einen Sieg.
Ernüchtert vom Auftakt in die neue Ära des alten Trainers ist vor allem die Spitze der Bayern. "Ja, es ist eine kleine Krise. Der Gewinn der Meisterschaft ist jetzt unrealistisch. Wir müssen uns um den dritten Platz bemühen, um über die Qualifikation noch in die Champions League zu kommen", meinte Präsident Franz Beckenbauer nach der 0:3-Schlappe beim 1. FC Nürnberg.
"Große Fehler, die nicht passieren dürfen"
Dennoch wollte Beckenbauer auch einen positiven Aspekt der Pleite ausgemacht haben. "Durch die Deutlichkeit des Ergebnisses gibt es jetzt keine Ausreden mehr", sagte der "Kaiser", der sich Ottmar Hitzfeld als dauerhaften Nachfolger von Felix Magath wünscht: "Er hatte jetzt zweieinhalb Jahre Urlaub. Das muss reichen. Ich würde es begrüßen, wenn er auch das nächste Jahr oder sogar zwei Jahre bei den Bayern bleiben würde."
Allerdings genügte der erste Auftritt seines Teams, um Hitzfeld auch die letzten Illusionen zu rauben. "Ich wusste, dass es eine schwierige Aufgabe ist. Aber dass es so schwer wird, da bin ich doch überrascht worden", räumte der Trainer ein und erklärte am Sonntag, dass er zum jetzigen Zeitpunkt ein Engagement bei den Bayern über das Ende der laufenden Saison hinaus "total ausschließe". Angesichts der angespannten Situation zeigte Hitzfeld zudem eine bislang unbekannte Seite von sich. Er kritisierte schonungslos in aller Öffentlichkeit: "Es sind große Fehler passiert, die bei der Klasse dieser Spieler nicht passieren dürfen."
Der neue Bayern-Coach würde es zudem begrüßen, wenn sich Kapitän Oliver Kahn wieder verstärkt einbringen und die Mannschaft mit einem seiner bekannten emotionalen Ausbrüche wecken würde. "Ich wünsche mir, dass er wieder eine Kabinentür eintritt, die Fußballschuhe in die Ecke wirft und nicht nur die Handschuhe. Ich bin überzeugt, dass das bald wieder passieren wird", sinnierte Hitzfeld.
HSV auch mit Stevens glücklos
Wie Hitzfeld verließ auch Stevens nach seinem missratenen Einstand mit ernster Miene seine ehemalige Arbeitsstätte. Schon bei seinem ersten Spiel als Coach der Hamburger erlebte der Nachfolger des entlassenen Thomas Doll mit dem 1:2 bei seinem Ex-Klub Hertha BSC Berlin in nur 92 Minuten das ganze Elend des HSV in der laufenden Saison. Ganz gut gespielt, 1:0 geführt und in der zweiten Minute der Nachspielzeit noch verloren.
"Wenn du unten drin stehst, dann hast du einfach dieses Quäntchen Glück nicht. Hertha hat uns wehgetan", sagte Stevens. Was dem HSV in dieser Spielzeit bereits siebenmal zuvor nicht gelungen war, nämlich die Führung über die Zeit zu retten, gelang auch diesmal nicht.
Luhukays bleibt bis Saisonende
Während Hitzfeld und Stevens noch nichts bewirken konnten, führte Luhukay die Gladbacher aus dem Tal der Tränen. Doch auf das erlösende "Ja-Wort" wartete der Nachfolger von Jupp Heynckes zunächst vergeblich. "Er hat keine schlechte Bewerbung abgegeben, aber über mehr reden wir ganz in Ruhe", meinte Sportdirektor Peter Pander am Samstag nach dem 2:0-Sieg der Borussia bei Arminia Bielefeld.
Doch trotz des ersten Sieges seit zwölf Spielen weigerte sich Pander zunächst hartnäckig, dem ehemaligen Assistenten auf Dauer das Vertrauen als Cheftrainer auszusprechen. Dennoch war jedem klar, dass der Niederländer bei Gladbach eine Zukunft hat, schließlich hatte Pander bereits erklärt: "Es hat Bestand, dass wir mit keinem anderen Trainer reden. Dass wir mit Jos Luhukay in der Winterpause einen guten Mann verpflichtet haben, das wussten wir alle." Am Sonntag ließ der Verein dann auch offiziell verlauten, was längst alle wussten – dass Luhukay zumindest bis Saisonende Cheftrainer der Borussen bleibt.
von Alexander Sarter, sid
Quelle: ntv.de