Dossier

Nach der Olympia-Schlappe Obama muss Schelte einstecken

Zunächst wollte der US-Präsident das Land nicht verlassen. Dann flog er doch zu einem überraschenden Kurzbesuch nach Kopenhagen.

Zunächst wollte der US-Präsident das Land nicht verlassen. Dann flog er doch zu einem überraschenden Kurzbesuch nach Kopenhagen.

(Foto: REUTERS)

Er wollte die Fackel seiner Wahlheimat nach Olympia tragen - doch das Aus für Chicago vor dem Olympischen Komitee hat US-Präsident Barack Obama stattdessen hitzige Schelte von seinen Kritikern eingebracht.

Obamas Engagement werde "für Wochen und Monate der Witz in den Fluren des Kongresses sein", machte sich ein Stratege der Republikaner, Rich Galen, in der Zeitung "USA Today" lustig. Viele sehen in Obamas verfehltem sportlichen Ehrgeiz eine weitere Schlappe in einer Kette von politischen Niederlagen, die der Präsident in der vergangenen Woche erleiden musste.

"Es war eine verlorene Woche für Obama", meinte der ehemalige republikanische Berater Ron Bonjean im öffentlichen Radiosender NPR. "Er hat auf den Gebieten Wirtschaft, Gesundheit, Afghanistan und Iran mit Fackeln jongliert - er wollte einen Erfolg drauf setzen und hat damit eine Bauchlandung erlitten." Tatsächlich hatte der US-Präsident in den vergangenen Tagen einige Probleme: Erst kam das Eingeständnis, dass die Schließung des Gefangenenlagers Guantanamo sich über die gesetzte Frist im Januar hinaus verzögert, dann kamen das Tauziehen um die Truppenaufstockung in Afghanistan und die schwierigen Iran-Gespräche und schließlich stagnierte Obamas Kernanliegen: Die umstrittene Gesundheitsreform überlagert weiterhin die amerikanische Innenpolitik.

Überraschender Werbe-Besuch

Obama selbst hatte zunächst angekündigt, wegen drängender Fragen zur hart umkämpften Reform das Land nicht verlassen zu können. Umso überraschender war dann seine Entscheidung, doch einen olympiareifen Kurzbesuch in Kopenhagen hinzulegen, um dort seine Frau Michelle beim Werben für Chicago zu unterstützen. Zu recht, meinen Obamas Befürworter: "Wäre er nicht geflogen und Chicago hätte verloren, hätten ihm andere das auch vorgeworfen", sagte Obamas Berater David Axelrodt. Und der Politikwissenschaftler Larry Bennett, der für die Chicagoer Universität DePaul die Bewerbung begleitet hat, meinte gar: "Wäre Obama nicht geflogen, dann hätte Chicago womöglich noch weniger Stimmen bekommen."

Andere rechnen bereits, was dieser Flug in der Präsidentenmaschine mit Begleitflugzeug und Limousinen den Steuerzahler über die 48 Millionen Dollar Bewerbungsausgaben hinaus wohl gekostet hat. Obama wäre ihrer Meinung nach in diesen 20 Stunden besser im Land geblieben, wo derweil die neuen Arbeitsmarktzahlen herauskamen: Sie erreichten den höchsten Stand seit 1983. "Präsident Obama wirbt vergeblich für die Olympischen Spiele, während die Arbeitslosenquote auf 9,8 Prozent steigt und der Iran sein Atomprogramm fortsetzt", kritisierte der republikanische ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich. Er brachte damit auf den Punkt, was derzeit viele Amerikaner denken: Dass Obama nämlich zu viele Dinge auf einmal anzufassen versucht und damit seine Aussicht auf Erfolge verringert.

Einige Medien, etwa die "New York Times", warnen davor, dass Obama damit seinem Ansehen schaden könnte. "Die Niederlage bei den Olympischen Spielen ist keine Angelegenheit von Krieg und Frieden, die eine Präsidentschaft entscheidet", schrieb das Blatt. "Doch sie ist ein gefundenes Fressen für Kritiker, die sie als Sinnbild für einen Präsidenten sehen, der die falschen Prioritäten setzt und seine Fähigkeit überschätzt, die Welt davon zu überzeugen, ihm zu folgen."

Quelle: ntv.de, Antje Passenheim, dpa

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