Dossier

Skandal-Kicker und WM-Held Paolo Rossi wird 50

Stars kommen und gehen, Paolo Rossi bleibt: Der WM-Held von 1982 ist in Italien eine Fußball-Legende. Sein kometenhafter Aufstieg vom Skandal-Kicker zum vergötterten WM-Helden taugt als märchenhafte Geschichte für die Ewigkeit. 24 Jahre nach seinem WM-Triumph in Spanien feiert der kleine Stürmer am Samstag seinen 50. Geburtstag. Die Tifosi bejubeln ihn immer noch, als habe er die "Azzurri" gerade erst in Deutschland zum Weltmeistertitel geschossen.

Sogar für die jüngsten Fußball-Fans ist Rossi immer noch ein Idol. In Italien gibt eine Anhänger-Generation die Erzählungen von Rossis Helden-Taten von 1982 an die nächste weiter. Beinahe so, als gehörten die "notti magici" ("magischen Nächte") zum nationalen Kulturgut.

Wie Phönix stieg Rossi damals aus der Asche: 1978 war er zwar schon zu Italiens Fußballer des Jahres gewählt worden, ein Superstar war der 1,75 Meter große Mann aus Vicenza aber noch lange nicht: International berühmt wurde er durch seine Verstrickung in den Wettskandal 1980. Avellino und Perugia sollen sich damals auf ein 2:2 geeinigt haben. Rossi schoss zwei Tore und beteuerte seine Unschuld. Dennoch wurde er für zwei Jahre gesperrt. "Nie, niemals habe ich das Spiel in Avellino verschoben. Ich und für lumpige zwei Millionen Lire (ca. 2.000 Euro) ein Spiel, meine Ehre verkaufen?", so Rossi damals.

Die Richter glaubten ihm nicht. Erst drei Spieltage vor der WM 1982 kehrte er auf den Platz zurück. Nationaltrainer Enzo Bearzot nahm ihn dennoch mit nach Spanien und hielt trotz aller Kritik auch an ihm fest, als Rossi in den ersten Spielen schwach spielte und torlos blieb. Im Top-Duell mit Brasilien "explodierte" Rossi dann und schoss die Italiener mit drei Toren beim 3:2-Sieg in Barcelona im Alleingang ins Halbfinale. Dort wiederholte er das Kunststück mit zwei Toren beim 2:0-Sieg gegen Polen und leitete mit dem Tor zum 1:0 beim 3:1-Sieg im Finale gegen Deutschland den Titelgewinn ein.

Mit sechs Toren wurde der Spätzünder zum WM-Torschützenkönig 1982 -und danach mit Titeln und Geld überhäuft: Als Welt- und Europa-Fußballer des Jahres wechselte er zu Juventus Turin, wo er an der Seite von Michel Platini Meister und Europacupsieger wurde. An die magischen Auftritte von Spanien konnte Rossi aber nie mehr anknüpfen: Der mittlerweile zum bestbezahlten Fußballer der Welt aufgestiegene Rossi beendete nach seiner großen Juve-Zeit und Kurz-Gastspielen beim AC Mailand und bei Hellas Verona seine Karriere 1987. Die Knie, seine ewige Schwachstelle, machten nicht mehr mit.

Nach der aktiven Zeit führte der Familienvater das schon während seiner Sperre aufgebaute Immobiliengeschäft in der Heimatstadt Vicenza fort. Vom Fußball kam Rossi aber nie wirklich los, versuchte sich mal als Manager des SSC Neapel und mal als TV-Kommentator.

Bernhard Krieger, dpa

Quelle: ntv.de

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