Dossier

Üble antijüdische Propaganda Pius-Bruderschaft schockt

Üble antijüdische Propaganda hält ein belgisches Magazin der umstrittenen Pius-Bruderschaft vor. "Schockierende Enthüllungen" kündigt die jüdische Zeitschrift "Joods Actueel" an, nachdem sie im Internet nach Belegen für die Geisteshaltung der erzkonservativen Gruppierung gefahndet hatte. Vom Gottesmord der Juden ist da die Rede, von der jüdischen Weltherrschaft und ihrem unablässigen Kampf gegen das Christentum.
"Dies ist in vielerlei Hinsicht schlimmer als die Auslassungen von Bischof (Richard) Williamson, der den Holocaust und das Bestehen der Gaskammern leugnet", erklärte der Chefredakteur des Magazins, Michael Freilich. Papst Benedikt XVI. hatte den Ausschluss von Williamson und drei anderen Pius-Bischöfen aus der katholischen Kirche im Januar aufgehoben und damit weltweite Empörung ausgelöst. Aber Williamson sei ein einzelner "Verrückter, der Unsinn erzählt, und der von praktisch niemandem ernst genommen wird", meinte Freilich.

" in den Händen der Juden"

Anders als der umstrittene Bischof verbreite die Pius-Bruderschaft mit Dutzenden Priestern und weltweit Hunderttausenden Anhängern "Beschuldigungen gegen Juden heutzutage". Von der Webseite der Pius-Bruderschaft in den USA etwa zitiert "Joods Actueel" eine Passage, wonach das "internationale Judentum" ein weltweites Reich errichten und die christlich-katholische Ordnung zerstören wolle: "Das Geld, die Medien und die internationale Politik sind zu großen Teilen in den Händen der Juden", heißt es dort.

Auch einen Brief des Distriktoberen der Pius-Bruderschaft für Deutschland, Franz Schmidberger, "an alle Bischöfe" sah sich die Zeitschrift genauer an. Der Fundstelle im Internet zufolge schrieb Schmidberger über die Kreuzigung von Jesus Christus: "Damit sind aber die Juden unserer Tage (...) des Gottesmordes mitschuldig, so lange sie sich nicht durch das Bekenntnis der Gottheit Christi und die Taufe von der Schuld ihrer Vorväter distanzieren."

Zu den Juden beschränkt sich Pius-Bruder Schmidberger dabei "auf rein theologische Aussagen", denn "für uns Deutsche handelt es sich hier ohne Zweifel um ein delikates Thema". Deutlicher wird der Text zum Thema Islam: "Was dem Islam im 16. und 17. Jahrhundert mit Waffengewalt nicht gelungen ist, das schafft er heute in der nachkonziliaren Ära auf friedlichem Wege. Er besetzt Europa. Frankreich wird überschwemmt von Arabern, Deutschland von Türken, England und Skandinavien von Pakistani", heißt es dort.

Sicherheitskopien der Gehässigkeiten

Gehässigkeiten gegen Juden fand "Joods Actueel" nach eigenen Angaben auf den Webseiten der Pius-Bruderschaft in Österreich, Irland, den USA, Brasilien, Asien, Südafrika und Polen sowie auf der internationalen Hauptseite. Bei der Auswertung ließ das politisch engagierte Magazin aus Antwerpen dann Vorsicht walten: Weil zu erwarten sei, dass die Artikel nach der Veröffentlichung dieser Passagen in "Joods Avtueel" von den Webseiten verschwänden, habe die Zeitschrift davon Sicherungskopien angelegt.

Quelle: ntv.de, Roland Siegloff, dpa

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