Dossier

"Addio politica italiana" Prodi will neue Wege gehen

Nach 30 Jahren in der italienischen Politik und zwei Regierungen unter seiner Führung sagt Romano Prodi "addio": Mit der Ankündigung seines Rückzugs fällt der Vorhang für einen der Hauptakteure auf der politischen Bühne Italiens. Für viele seiner Verbündeten kam die Nachricht am Sonntag überraschend, obwohl Prodi bereits Ende Januar angekündigt hatte, bei den Mitte April anstehenden Neuwahlen auf der Apennin-Halbinsel nicht mehr als Spitzenkandidat zur Verfügung zu stehen. "Mit der italienischen Politik und vielleicht auch mit der Politik im allgemeinen habe ich abgeschlossen", erklärte der Noch-Ministerpräsident kurz und knapp vor Journalisten.

Dennoch sieht der Wirtschaftsprofessor aus Bologna seine Zukunft nicht ausschließlich als Privatmensch und fürsorglicher Opa: "Die Welt ist nicht nur voller Möglichkeiten, sondern auch voller Pflichten", betonte der 68-Jährige und fügte hinzu: "Es gibt so viele Menschen, die auf Hilfe und auf Frieden warten und somit gibt es immer etwas Neues aufzubauen." Zeitungen in Italien folgerten aus diesen Sätzen sogleich, dass Prodi sich wegen seiner hervorragenden internationalen Kontakte als eine Art "Friedensbotschafter" für die Krisengebiete der Welt einsetzen will. Kommentatoren in Rom schließen nicht aus, dass er Ende 2011 gar für den Posten des Generalsekretärs der Vereinten Nationen kandidieren könnte.

Erfahrung auf internationalem Parkett

Auf internationalem Parkett hat der moderate Linke ja schon Erfahrung, war er doch von 1999 bis 2004 Präsident der Europäischen Kommission in Brüssel. In die laute, konfuse und oft chaotische Politik Italiens wollte der stille, bedächtige Prodi hingegen nie so recht passen. Trotz seiner Erfolge bei den Wahlen 1996 und 2006 schaffte er es beide Male nicht, eine Legislaturperiode zu Ende zu führen. Immer wieder kamen ihm die kleinen Splitterparteien seines Mitte-Links-Bündnisses in die Quere, denen Prodi die Stirn bot und die seine Regierungen daraufhin in heftige Krisen steuerten.

Was Prodi seinem Land hinterlassen wird, wenn er im April endgültig als Ministerpräsident abtritt, ist vor allem die Leistung, Italien für den Euro fit gemacht zu haben. Und eine Hoffnung für die Zukunft: Im Oktober 2007 hatten sich die größten Parteien seiner Mitte-Links-Koalition zu einer neuen Formation mit dem Namen "Demokratische Partei" (PD) zusammengeschlossen. Mit der Fusion hofft Prodi, künftigen Regierungen größere Stabilität zu verleihen. Chef der Partei ist der langjährige Bürgermeister von Rom, Walter Veltroni, der mit seinen 52 Jahren geradezu ein Jungspund in der italienischen Politik ist. Er wird bereits als "neuer Obama" gehandelt und will bei den Parlamentswahlen am 13. und 14. April gegen Oppositionsführer Silvio Berlusconi antreten.

"Prodi ist ein echter Staatsmann und hat gleich zweimal den Haushalt Italiens saniert", erklärte Veltroni nach der Nachricht von Prodis Rückzug. Und selbst die eingefleischte politische Konkurrenz, wie etwa Roberto Calderoli von der rechtspopulistischen Lega Nord, nannten ihn am Sonntag einen "würdigen Gegner, dem wir noch nachtrauern werden".

Von Carola Frentzen, dpa

Quelle: ntv.de

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