Dissident illusionslos "Reform in Birma nur mit Junta"
30.09.2007, 12:44 UhrEin früherer politischer Gefangener in Birma sieht nur eine einzige Chance auf eine demokratische Öffnung des Landes: Eine Erneuerung in der Militärjunta selbst. "Unsere einzige Hoffnung - und wenn sie auch noch so gering ist - ist, das sich innerhalb der Junta Reformwillige durchsetzen" sagte der Schriftsteller in Rangun der Korrespondentin der Deutschen Presse-Agentur, Kristina Rich. Der Mann im Rentenalter saß nach der brutal niedergeschlagenen Protestwelle 1988 drei Jahre im Gefängnis.
"Der Zirkel der Entscheidungsträger schottet sich völlig ab, die Generäle leben in einer Welt der Illusion", sagte er über die Junta, die sich einen neuen Regierungssitz hunderte Kilometer nördlich von Rangun im Niemandsland baute und die meiste Zeit auch dort verbringt. "Es widerspricht der birmanischen Kultur, dem Vorgesetzen unangenehme Nachrichten zu übermitteln. Berichte über die Zustände im Land, die mit dieser Einstellung von einer zur nächsthöheren Regierungsebene weitergegeben werden und schließlich auf dem Tisch der Generäle landen, sind nichts mehr als blumige Lobeshymnen."
Das die seit mehr als fünfzehn Jahren regierenden Juntageneräle nun auf Rat von außen hören, sei völlig unrealistisch. Gerade die Sanktionen, die andere Länder verhängten, um die Junta in die Knie zu zwingen, hätten ihre Macht nur noch zementiert. "Ohne ausländische Investitionen ist das Wirtschaftsmonopol fest in den Händen der Generäle geblieben", sagte der Schriftsteller. So sei ihnen die völlige Kontrolle über das Land noch erleichtert worden. Es gebe keinerlei Anreiz für die Junta, die Macht abzugeben.
Der Schriftsteller ist nach jahrelanger enger Zusammenarbeit auch auf Distanz zu Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gegangen. "Es sind so viele gute Chancen vertan worden", sagt er. Aung San Suu Kyi sei in ihren Äußerungen zu kompromisslos gewesen. Sie hätte den Generälen deren persönliche Sicherheit garantieren sollen. Nur so hätte eine Chance auf friedliche Machtübergabe bestanden.
Ihre Partei, Nationalliga für Demokratie, habe auch keine echte Zukunftsstrategie entwickelt und bestehe bis heute ausschließlich und unflexibel auf der Anerkennung ihres Wahlsiegs von 1990. "Wir haben manchmal das Gefühl, das wir nur das Gras unter den Hufen zweier dicker Büffel sind. Der Junta einerseits und Suu Kyi sowie ihrer Partei andererseits."
Quelle: ntv.de