Rosa Otunbajewa Revolutionserprobte Staatschefin
03.07.2010, 15:07 UhrDie neue Staatschefin von Kirgisistan, Otunbajewa, gilt als ehrliche und neutrale Politikerin. Auf sie warten schwierige Aufgaben: die Spannungen zwischen Krigisen und Usbeken müssen überwunden und die wirtschaftlichen Probleme gelöst werden.

Otunbajewa zeigt während der Vereidigung ihren Präsidentenausweis.
(Foto: dpa)
Vor fünf Jahren war sie die treibende Kraft der sogenannten Tulpenrevolution in Kirgisistan - nun hat Rosa Otunbajewa in der zentralasiatischen Republik das Zepter übernommen. Drei Monate nach der blutigen Machtübernahme durch die Opposition und wenige Tage nach einem Verfassungsreferendum wurde die 59-jährige Politikerin am 3. Juli als Staatschefin vereidigt. Die frühere Außenministerin soll das Amt bis zu den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr führen, eine weitere Kandidatur verbietet ihr die neue Verfassung. Otunbajewa gilt als Mittlerin zwischen den rivalisierenden Landesteilen und unabhängig von machtstrebenden Clans.
Im Norden und im Süden respektiert
"Rosa ist die beste Führerin für eine Übergangsperiode", sagt der Journalist Daniil Kislow vom unabhängigen Onlinemedium ferghana.ru. "Sie wird im Norden wie im Süden respektiert, sowohl von den Eliten als auch dem Volk", sagt der Experte für Zentralasien. Sie sei ehrlich und genieße einen guten Ruf, außerdem stehe sie auf keiner Seite der im Land rivalisierenden Clans.
Die studierte Philosophin stammt aus dem Süden Kirgisistans und spricht fließend Englisch. Ihr äußerliches Markenzeichen sind gebundene seidene Schals. Zwischen 1989 und 1991 ist sie Vorsitzende der sowjetischen Kommission für UNESCO-Angelegenheiten und Mitglied des Kollegiums des damaligen Außenministeriums. Nach dem Ende der Sowjetunion wird sie 1991 unter Askar Akajew erstmals Außenministerin - jenem Präsidenten, der durch die von ihr mitangeführte Tulpenrevolution gestürzt wurde.
Revolte gegen Akajew
Ab 1997 lebt Otunbajewa zunächst im Ausland und war in den USA und in Großbritannien Botschafterin ihres Landes. Als UN-Sonderbotschafterin in Georgien wird sie 2003 Zeugin der dortigen Rosenrevolution. Im Jahr darauf, dem Jahr der Orangenen Revolution in der Ukraine, bricht sie mit Präsident Akajew und geht in die Opposition.
Als sie 2005 für die Parlamentswahlen kandidieren will, wird ihr dies mit der Begründung verweigert, sie habe nicht lange genug im Land gelebt. Nur wenig später betreibt die dunkelhaarige Politikerin mit ihrer Oppositionspartei Ata-Jurt (Vaterland) die Revolte gegen den autoritären Akajew.
Unter dem gestürzten Präsidenten Kurmanbek Bakijew war Otunbajewa erneut Außenministerin - schon bald aber kritisierte sie auch dessen Regierungsführung und warf Bakijew Korruption und Vetternwirtschaft vor.
Politische Herausforderungen
Als erste weibliche Staatschefin in Zentralasien will Otunbajewa nach eigenem Bekunden eine "neue politische Kultur" in ihrem Land prägen. Diese neue Politik könne sich nicht auf Illusionen begründen, sondern müsse sich an der Realität messen lassen, sagte sie nach ihrer Vereidigung. In Bezug auf die jüngsten blutigen Unruhen im Süden Kirgisistans sagte sie, sie werde alles daran setzen, dass die Folgen dieser Tragödie so schnell wie möglich überwunden werden können. Neben den ethisch bedingen Spannungen unter anderem zwischen Kirgisen und Usbeken betrachten Beobachter die wirtschaftlichen Probleme des Landes als größte Herausforderung für die durchsetzungsstarke Frau.
Quelle: ntv.de, Tolkun Namatbayeva, AFP