Dossier

Abgewirtschaftet Simbabwe unter Mugabe

Die landwirtschaftliche Produktion Simbabwes leidet unter missglückten Umverteilungsmaßnahmen nach dem Ende der Apartheidpolitik im südlichen Afrika. Die wichtigsten Exportwaren des Landes, Tabak, Baumwolle und Zuckerrohr, werden in immer geringerem Maße erzeugt. Folglich sind inzwischen fast ein Drittel der knapp 13 Millionen Simbabwer auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. Einst war Simbabwe Afrikas Kornkammer.

Die Wirtschaft des Landes schrumpfte von 1998 bis 2004 real um 40 Prozent, die Inflation hat schwindelerregende Höhen erreicht, die höchste Rate weltweit. Die Arbeitslosenquote wird auf 80 Prozent geschätzt. Laut Presseberichten sind viele Simbabwer in dieser Lage zur Tauschwirtschaft zurückgekehrt. Auch politisch leidet das Land schwer unter der seit 1987 andauernden Präsidentschaft Mugabes. International steht Simbabwe isoliert da und Mugabe unterdrückt die Oppositionsbewegung Movement for Democratic Change (MDC) im Inneren durch brutale Polizeigewalt.

Simbabwe auf dem falschen Weg

Simbabwe kämpft wie die Nachbarstaaten Namibia und Südafrika noch immer mit den Folgen der weißen Vorherrschaft. Die drei Staaten verfolgen dabei unterschiedliche Konzepte. In Südafrika hat die Regierung ein Programm aufgelegt, das eine stärkere Beteiligung von Schwarzen am Wirtschaftsleben vorantreiben soll. Dabei werden gezielt diejenigen bevorzugt, die zur Zeit der Apartheid benachteiligt waren. Staatliche Aufträge erhalten nur noch Unternehmen, die das Black Economic Empowerment (BEE) aktiv unterstützen, indem sie beispielsweise Führungspositionen mit Schwarzen besetzen. Kritiker, darunter der Führer der Inkatha-Freiheitspartei, Mangosuthu Buthelezi, fürchten allerdings, das Programm könnte die Wirtschaftskraft Südafrikas schwächen, weil viele Weiße aus diesen Gründen das Land verlassen.

Namibia, die ehemalige Kolonie Deutsch-Südwestafrika, die ab 1920 unter südafrikanischer Verwaltung stand und erst 1990 die Unabhängigkeit erlangte, hat 1995 ein Gesetz zur Landreform verabschiedet, das allerdings nur sehr schleppend umgesetzt wird. Noch immer befinden sich etwa zwei Drittel des kommerziell genutzten Farmlandes in der Hand von knapp 4000 weißen Siedlern. Im Zuge der Landreform will die Regierung einerseits landwirtschaftliche Flächen aufkaufen und sie mittellosen Personen überlassen, die über Kenntnisse in der Agrarwirtschaft verfügen. Zum anderen erhalten Schwarze für den Kauf von Farmen aus weißem Besitz günstige Darlehen, wenn sie das Land anschließend selbst bewirtschaften.

Solche Maßnahmen wurden in Simbabwe, das 1980 seine Unabhängigkeit erlangte, nicht getroffen. Hier bestand die Landreform, die erst ab der Jahrtausendwende durchgeführt wurde, im Wesentlichen aus einer entschädigungslosen Enteignung weißer Farmer, die teilweise mit Gewalt von ihrem Besitz vertrieben wurden. Allerdings profitierten davon kaum schwarze Bauern ohne eigenes Land, denn die Flächen wurden überwiegend an Anhänger des greisen Präsidenten Robert Mugabe weitergegeben, die es jedoch vielfach gar nicht bewirtschafteten einer der Hauptgründe für die katastrophale Nahrungsmittelsituation.

Attraktive Reiseziele

Die politische Lage in Simbabwe hat den Tourismus stark beeinträchtigt, obgleich das Land wie Südafrika und Namibia zu den klassischen Safari-Regionen Afrikas zählt. Attraktionen in Simbabwe sind nicht nur die Victoriafälle an der Grenze zu Sambia und der zugehörige Mosi-Oa-Tunya-Nationalpark, der dank des Sprühnebels am Wasserfall eine besonders artenreiche Vegetation aufweist, sondern auch die Ruinenstädte Simbabwe und Khami

Die ersten Bewohner der Kalahari

Der botswanische Spielfilm "Die Götter müssen verrückt sein" vermittelte 1980 den Bewohnern westlicher Industriestaaten einen Eindruck vom Leben der Buschleute im Süden Afrikas. Die Wirklichkeit sieht für die meisten der noch etwa 100.000 Buschleute oder San heute ganz anders aus.

Die San waren vor mindestens 10.000, möglicherweise sogar vor 25.000 Jahren die ersten Siedler im südlichen Afrika auf dem Gebiet der heutigen Staaten Botswana, Namibia, Südafrika, Angola, Sambia und Simbabwe. Seit dem 15. Jh. wurden sie von Bantu-Völkern in immer unwirtlichere Gebiete abgedrängt. Ihre Anpassung an die Wüste Kalahari geschah also aus einer Notlage heraus.

Die späteren Kolonialmächte verfolgten und vertrieben die San systematisch oder setzten sie, wie die südafrikanische Armee im Kampf gegen die namibische Unabhängigkeitsbewegung SWAPO, als Fährtensucher ein. Ihrer traditionellen Lebensweise als nomadische Jäger und Sammler gehen inzwischen nur noch wenige nach Schätzungen zufolge nicht mehr als 2500 Menschen. Wie die Aborigines in Australien pflegen sie die waffenlose Hetzjagd auf Tiere. Mit großer Ausdauer, manchmal tagelang, jagen sie ihr Wild, z.B. Zebras oder Kudus, so lange, bis es zusammenbricht. Mit Stücken des Hoodia- Kaktus unterdrücken sie in dieser Zeit das Hunger- und Durstgefühl. Inzwischen hat die Pharmaindustrie die gurkengroße Pflanze als Grundstoff für Appetitzügler entdeckt. Nach längeren rechtlichen Auseinandersetzungen sollen die San, auf deren Kenntnissen die Entdeckung beruht und in deren Heimat die Pflanze wächst, an den Einnahmen aus der Vermarktung des Hoodia- Kaktus beteiligt werden. Die meisten San sind heute als Landarbeiter beschäftigt.


Quelle: ntv.de

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