Der Dienst an der Waffe Stichwort: Wehrpflicht
17.08.2007, 15:05 UhrSeit der 1956 beschlossenen Wehrpflicht sind in der Bundesrepublik Männer vom 18. Lebensjahr an zum Wehrdienst verpflichtet. Genauso alt ist die Debatte über die Abschaffung dieses Zwangsdienstes. In der früheren DDR gab es die Wehrpflicht seit 1962.
Mehr als 8,1 Millionen Männer leisteten bisher den Dienst an der Waffe. Die Zahl der Wehrdienstleistenden ist seit den 80er Jahren aber stark gesunken, weil weniger junge Männer einberufen werden. Absolvierten etwa 1992 noch 200.000 junge Männer ihren Wehrdienst, sind es heute - ähnlich wie bei den Zivildienstleistenden - noch rund 62.000.
Gegner der Wehrpflicht argumentieren, dass angesichts der derzeitigen Jahrgangsstärke von rund 430.000 Männern kaum noch von Wehrgerechtigkeit gesprochen werden kann. Das wird vom Verteidigungsministerium bestritten. Es beruft sich dabei unter anderem auf die inzwischen verschärften Kriterien zur Einberufung, wonach ohnehin nicht mehr eingezogen wird, wer die ersten beiden Tauglichkeitsstufen nicht erfüllt.
Die Wehrpflicht entstand zu Zeiten massiver gegenseitiger Bedrohung von Ost und West. Die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik und die damit verbundene Wehrpflicht wurden anfangs scharf kritisiert. 1961 wurde der Zivildienst eingeführt, mit dem wichtige Sozialdienste entstanden.
Die Wehrpflicht ist im Grundgesetz, Artikel 12a, verankert, allerdings als Kann- und nicht als Muss-Bestimmung. So heißt es: "Männer können vom vollendeten 18. Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräften ... verpflichtet werden. Wer aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert, kann zu einem Ersatzdienst verpflichtet werden."
Von insgesamt derzeit rund 250.000 Bundeswehrsoldaten leisten nach Angaben des Verteidigungsministeriums rund 62.000 Wehrdienst, darunter 23.000 freiwillig länger Dienende.
Die Dauer des Wehrdienstes wurde über die Jahre immer weiter verringert. Er umfasst seit Januar 2002 nur noch neun Monate; in den 60er Jahren dauerte er noch 18 Monate. Heute kann der Dienst in zwei Abschnitten von sechs und drei Monaten geleistet werden. Der Zivildienst dauert 10 Monate.
Die Befürworter der Wehrpflicht mahnen, vor allem über den Wehrdienst werde die Bundeswehr in der Gesellschaft verankert. Die Kritiker halten den Dienst für einen zu großen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte junger Männer und verweisen darauf, dass die Berufsarmeen in anderen Ländern gut funktionierten.
Quelle: ntv.de