Dossier

Gefährlicher Konkurrent Strauss-Kahn tritt gegen Sarkozy an

Dominique Strauss-Kahn kann eine Schachpartie komplett im Kopf spielen. Ob ihm das bei der Präsidentschaftswahl in zwei Jahren helfen wird?

Dominique Strauss-Kahn kann eine Schachpartie komplett im Kopf spielen. Ob ihm das bei der Präsidentschaftswahl in zwei Jahren helfen wird?

Sarkozy schickte ihn nach Washington, damit er weit weg von der französischen Politik ist. Doch die Krise bringt den IWF-Chef Kahn-Strauss als Gegner zurück auf den Plan.

Er wäre nicht der erste, der den Internationalen Währungsfonds (IWF) als Sprungbrett für die Präsidentschaft in der Heimat nutzt. Horst Köhler hat es vorgemacht. Dominique Strauss-Kahn scheint sehr versucht zu sein, sich 2012 für die Nachfolge des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy zu bewerben. Sein Problem: Der Sozialist darf sich wegen seines Chefpostens beim IWF derzeit nicht in die französische Politik einmischen, kann also schlecht Wahlkampf machen. Außerdem müsste er seinen gut bezahlten Posten in Washington räumen, ohne sicher zu sein, dass er Sarkozy tatsächlich beerben kann.

Bevor er gegen Sarkozy antritt, müsste er sich aber zunächst mal in der eigenen Partei durchsetzen. Und dort gibt es eine Reihe politischer Gegner, angefangen mit der Parteichefin Martine Aubry. Angeblich haben die beiden den sogenannten "Pakt von Marrakesch" geschlossen: Bei einem gemeinsamen Couscous-Essen in Strauss-Kahns Ferienvilla verabredeten sich die beiden, bei einer Vorwahl nicht gegeneinander anzutreten. Es sollte der- oder diejenige Präsidentschaftskandidat werden, der die besten Aussichten habe.

Wahlkampf hat längst begonnen

Es sind noch fast zwei Jahre bis zur nächsten Präsidentschaftswahl in Frankreich, doch der Wahlkampf hat in beiden Lagern längst begonnen. Sarkozy will die unangenehme Rentenreform so schnell wie möglich hinter sich bringen, die voraussichtlich zu heftigen Protesten führt. Er hat bereits eine Reformpause für das zweite Halbjahr 2011 angekündigt. Dass er für seine Wiederwahl antritt, stellt niemand infrage, auch wenn er sich die offizielle Erklärung noch für einen guten Moment aufspart.

Sarkozy will in der zweiten Hälfte von 2011 eine Reformpause machen, um seine Wiederwahlchancen zu steigern.

Sarkozy will in der zweiten Hälfte von 2011 eine Reformpause machen, um seine Wiederwahlchancen zu steigern.

(Foto: REUTERS)

DSK, wie der IWF-Chef in Frankreich genannt wird, wäre für Sarkozy ein gefährlicherer Gegner als Aubry. "DSK ist auf der internationalen Bühne zuhause, er spricht gut englisch, und er ist ziemlich weit rechts", analysiert Jean-François Copé, Fraktionschef der Regierungspartei UMP. "Sein schwacher Punkt ist, dass er weit weg ist", meint er.

Sarkozys Kalkül geht nicht auf

Letztlich könnte sich diese Schwäche aber gerade als Stärke erweisen. Sarkozy hatte sich 2007 massiv dafür eingesetzt, dass das Schwergewicht der Sozialisten den Posten beim IWF bekommt - mit dem Kalkül, ihn auf diese Weise elegant von der französischen Politik fernzuhalten. Doch dann kam die Finanzkrise und bot dem herausragenden Wirtschaftswissenschaftler eine Bühne, auf der er zu Sarkozys Ärger reichlich Lorbeeren erntete. Obwohl - oder gerade weil - er in Frankreich nicht im Alltagsgeschäft mitmischt, hat er seit Monaten brillante Umfragewerte.

DSK brachte frischen Wind in die verstaubte Finanzinstitution und fand weithin Anerkennung. Ein einziges Mal stand er allerdings kurz davor, den Posten wieder zu verlieren - als ein außerehelicher Seitensprung mit einer IWF-Mitarbeiterin bekannt wurde. Das schockierte die Amerikaner erheblich mehr als die Franzosen, die DSK ohnehin für einen unverbesserlichen Frauenhelden halten. Seine Ehefrau, die französische Starjournalistin Anne Sinclair, und sein PR-Team bemühten sich um Schadensbegrenzung. Dem IWF wäre seine Demission inmitten der Finanzkrise zudem höchst ungelegen gekommen.

DSK ist intellektuell überlegen

Mit Sarkozy verbinden ihn eine manchmal hemdsärmelige Art und die guten Verbindungen zur Unternehmerwelt. Zudem haben beide nicht-französische Vorfahren, Sarkozy unter anderem aus Ungarn, DSK unter anderem aus dem Maghreb. Intellektuell dürfte der ehemalige Wirtschaftsprofessor Strauss-Kahn dem Juristen Sarkozy um einiges überlegen sein. DSK gehört immerhin zu den wenigen Menschen, die Schachpartien komplett im Gedächtnis spielen können.

Quelle: ntv.de, Ulrike Koltermann, dpa

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