Konflikt in höchster Höhe Tibet in Chinas Hand
19.03.2008, 16:02 UhrDer 14. Dalai-Lama (Tenzin Gyatso) lebt nicht mehr in Tibet. 1959 floh er nach Dharamsala ins indische Exil. Als Symbolfigur des gewaltlosen Widerstands fordert er seitdem die Volksrepublik China friedlich heraus: Er fordert die Unabhängigkeit für sein Land.
Von 1642 bis zur chinesischen Annexion in den Jahren 1950/51 übte der jeweilige Dalai-Lama (mongolisch für "Weltmeerpriester”) nicht nur die geistliche Herrschaft als höchster Würdenträger des Lamaismus aus, sondern er war in seiner Residenz, dem Potala-Palast in Lhasa, auch der weltliche Herrscher über Tibet. Nach dem Ableben eines Dalai-Lama wird der Nachfolger traditionell aufgrund bestimmter Vorzeichen unter Neugeborenen gefunden. Der 1935 in Osttibet geborene Dalai-Lama erhielt für seine Bemühungen, mit China auf friedlichem Weg eine Lösung der tibetischen Frage zu finden, 1989 den Friedensnobelpreis.
Die Regierung in Peking allerdings betrachtet das ausgedehnte Hochland als einen angestammten Teil Chinas und wirft dem Dalai-Lama vor, unter dem Deckmantel der Religion separatistische Tendenzen zu fördern. Die Chinesen bemühen sich, das über Jahrhunderte von der Welt abgeschlossene Tibet durch neue Verkehrswege zu öffnen und zugleich auf dem Wege einer staatlich geförderten Zuwanderung eine Sinisierung Tibets durchzusetzen, also die tibetische Kultur durch chinesische Werte und Normen zu ersetzen. Nach der Eingliederung in die Volksrepublik China wurden neue Fernstraßen angelegt und unter anderem Verbindungen nach Nepal, in den ostindischen Bundesstaat Sikkim und in die westchinesische Region Xinjiang hergestellt.
Im Juli 2006 fuhr der erste Zug auf der höchstgelegenen Eisenbahnstrecke der Welt zwischen der nordwestchinesischen Stadt Golmud und Lhasa; der Zug bewältigt dabei mehr als 5.000 Meter hohe Pässe. Exil-Tibeter riefen zu einem Boykott der Verbindung auf, der Dalai-Lama empfahl seinen Landsleuten jedoch, erst einmal abzuwarten, ob die neue Bahnstrecke für sie wirtschaftliche Vorteile bringen könnte.
Quelle: ntv.de