Absturz von KI-574 Tragik, Rätsel, Räuberpistole
05.01.2007, 08:36 Uhrvon Hommy Dara
Am 1. Januar, einem Montag, klang alles noch wie eine traurige Routine. Doch die Tragik um das Leben der 102 Menschen an Bord entwickelt sich immer mehr zu einem Skandal mit mysteriösem Anstrich, der in der Geschichte der Luftfahrt beispiellos ist.
Ein Flugzeug sei abgestürzt. Adam Air Flug KI-574, auf dem Weg von der Großinsel Java nach Sulawesi, habe zwei Notrufsignale abgesetzt und sei dann vom Bildschirm verschwunden, so die erste offizielle Version. Als vermutliche Absturzursache galt Spritmangel. Das wurde noch am selben Tag von der Fluggesellschaft heftig zurückgewiesen.
Am Dienstagmorgen gab es gleich zwei Nachrichten zu der Passagiermaschine: Die schlechte war, dass 90 Menschen getötet wurden; die gute war, es haben zwölf Menschen überlebt. Zehn Stunden stand das "Wunder von Sulawesi" in Nachrichtenagenturen rund um den Globus, bis erste Zweifel aufkamen. Journalisten wollten wenigstens einen Überlebenden sehen - doch die gab es nicht. Wenig später hieß es, die "Überlebenden" hätten den Flug gar nicht angetreten. Am Abend erklärte schließlich das Innenministerium, die gesamte Meldung sei "frei erfunden" und es gäbe überhaupt keine Erkenntnisse über die Boeing 737-400. Eine Entschuldigung beendete die Erklärung.
Am Mittwoch hieß es dann, die Maschine sei vermutlich ins Meer gestürzt, was am Donnerstag wieder dementiert wurde. Meeresforscher hatten den berechtigten Einwand aufgebracht, dass gerade im Indischen Ozean die Strömung viel zu stark sei, um ein ganzes Flugzeug zu "verschlucken". An mindestens einem Strand in der Region hätten Leichen oder Wrackteile gefunden werden müssen. Als Beweis führten die Wissenschaftler an, dass gerade die Strömung in diesen Gewässern für die starke Verschmutzung der Strände verantwortlich sei, weil Seefahrer häufig ihren Müll im Ozean entsorgen, der dann an Land gespült wird.
Am Freitag bekam eine Theorie Aufwind, die eher einer Räuberpistole gleicht. Die Passagiermaschine sei gar nicht abgestürzt, sondern entführt worden. Der Schuldige war auch schnell ausgemacht: Die südphilippinische Terrorgruppe Abu Sayyaf stecke hinter dem Verschwinden. Warum allerdings eine muslimische Terrororganisation ein Flugzeug entführen sollte, ohne eine Forderung zu stellen, konnte nicht beantwortet werden. Der Sprit der Maschine hätte zwar gereicht die Region zu erreichen, aber selbst die euphorischsten Verschwörungstheoretiker haben ihre Zweifel. Wie soll eine Boeing 737 unbemerkt auf einem Flughafen landen?
Unterdessen haben sich die USA und Singapur in der Suche nach Adam Air Flug 574 eingeschaltet. Nach dem ganzen Verwirrspiel sind sich die Angehörigen der Passagiere und des Flugpersonals nur noch in einem Punkt einig: Die Maschine ist niemals in Sulawesi gelandet. Was mit dem Flieger passierte, ist bis heute ungeklärt.
Quelle: ntv.de