Dossier

Schweben über Stelzen Transrapid - Zug ohne Räder

Die Magnetschwebebahn Transrapid hat - anders als ein "normaler" Eisenbahnzug - keine Räder. Stattdessen verfügt die Bahn über ein elektromagnetisches Trage- und Antriebssystem. Der Zug fährt über eine auf meterhohen Stelzen stehende Betonspur - den so genannten Fahrweg. Das Fahrzeug kann bis zu 450 Stundenkilometer schnell werden. Der Transrapid hat dabei keinen Kontakt zur Erde: Er schwebt, weil er von einem Magnetfeld gehalten und angetrieben wird. Dieses Magnetfeld überträgt zugleich auch die Energie aus dem Fahrweg in den Zug.

Im Gegensatz zu einer Eisenbahn ist beim Transrapid der Antrieb auch nicht im Fahrzeug, sondern im Fahrweg eingebaut. Zu diesem Antrieb gehört einerseits ein starker Elektromagnet im Transrapid. Auch im Fahrweg gibt es ein Magnetfeld, das sich in Fahrtrichtung vorwärts bewegt und den Transrapid dabei mit sich zieht. Die Magnete halten den Zug dabei zugleich in der Schwebe und in der Spur. Von dem im Fahrweg integrierten Antrieb wird jeweils nur derjenige Abschnitt mit Strom versorgt, in dem sich das Fahrzeug gerade befindet.

Diese besondere Konstruktion hat viele Vorteile: Dadurch fällt der Reibungswiderstand zwischen Schiene und Zug weg. Zudem gibt es keine mechanischen Bauteile, die verschleißen könnten. Damit gilt der Transrapid als besonders effektives Transportmittel.

Seit 1984 fährt der Transrapid auf Europas längster Teststrecke im Emsland. Auf der 31,5 Kilometer langen Versuchsanlage erreicht die Schnellbahn Geschwindigkeiten bis zu 450 Stundenkilometern. Die Strecke mündet im Norden und Süden in zwei Wendeschleifen - dazwischen liegt ein 12 Kilometer langer Abschnitt, auf dem die Höchstgeschwindigkeiten erreicht werden. Die Versuchsanlage liegt zwischen den Gemeinden Dörpen und Lathen im Kreis Emsland nahe der holländischen Grenze.

Im chinesischen Schanghai fährt der bislang weltweit einzige kommerziell betriebene Transrapid. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 430 Kilometern pro Stunde überwindet der Transrapid die 30 Kilometer in acht Minuten. Geplant ist eine Verlängerung um 160 Kilometer bis Hangzhou. Die Mitarbeiter des chinesischen Bahnbetreibers werden auf der deutschen Versuchsanlage geschult.

Die Teststrecke ist auch als Ausflugsziel beliebt: An vier Tagen in der Woche können Passagiere in der Bahn mitfahren. Im Schnitt kommen mehr als 1000 Gäste am Tag zur Anlage.

Der Transrapid wird von den Firmen ThyssenKrupp und Siemens gebaut. Ein zurzeit noch aktuelles, kommerzielles Transrapid-Projekt in Bayern könnte an einer Finanzierungslücke scheitern. In München soll die Magnetschwebebahn den Flughafen Franz-Josef Strauß mit der Innenstadt verbinden. Darüber soll im Herbst entschieden werden.

Die Magnetschnellbahn wäre ohne eine Erfindung des aus Nortrup bei Osnabrück stammenden Ingenieurs Hermann Kemper nicht denkbar gewesen. Er baute bereits 1933 eine Schaltung für das Schweben nach dem Prinzip der elektromagnetischen Anziehung.

Quelle: ntv.de

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