Dossier

Nach der Iran-Wahl USA enttäuscht und skeptisch

Keiner sprach es offen aus, doch waren Enttäuschung und Skepsis in Washington über die umstrittene Iran-Wahl nicht zu übersehen. Für Obama wird es nun problematischer, mit dem störrischen Mullah-Regime umzugehen.

Keiner sprach es offen aus, doch waren Enttäuschung und Skepsis in Washington über die umstrittene Iran-Wahl nicht zu übersehen. Das Weiße Haus gab nur eine dürre, dreizeilige Mitteilung als Reaktion heraus, in der auch Berichte über Unregelmäßigkeiten Erwähnung fanden. Außenministerin Hillary Clinton unterstrich mit steinerner Miene, die USA würden nun sehr genau hinschauen im Iran. Den Namen von Präsident Mahmud Ahmadinedschad nannte niemand. Allen scheint klar: Die Wiederwahl des Hardliners in Teheran macht es für US-Präsident Barack Obama jetzt um einiges problematischer, mit dem störrischen Mullah-Regime umzugehen.

Auch Obama hat umsonst auf einen Wandel im Iran gehofft.

Auch Obama hat umsonst auf einen Wandel im Iran gehofft.

(Foto: REUTERS)

"Das ist das schlimmste Ergebnis", meint Thomas Pickering, einst ranghoher Beamter im US-Außenministerium . Mit einem iranischen Präsidenten von zweifelhafter Legitimität über das umstrittene Atomprogramm zu verhandeln, könnte so aussehen, als werfe man sich ihm an den Hals. "Das macht den Gedanken von Anreizen ziemlich unappetitlich", sagte Pickering der "New York Times". Hardliner in den USA und in Israel werden sich wohl in ihrer Kritik an dem Kurs Obamas bestätigt fühlen, der gen Teheran Bereitschaft zu direkten Gesprächen und für ein "respektvolles" Miteinander signalisiert hatte.

Amerika, Israel und der Iran

"Ahmadinedschads solider Ruf als Judenhasser und Holocaust-Leugner wird es (Israels Ministerpräsidenten Benjamin) Netanjahu leicht machen, die amerikanischen Versuche des Dialogs mit Teheran zu frustrieren", meint zudem des US-Magazin "Newsweek". Zweifellos dürfte es für den neuen Mann im Weißen Haus nun auch schwieriger werden, den Fokus der israelischen Regierung auf einen Friedensschluss mit den Palästinensern zu richten, weg von der empfundenen Bedrohung durch den Iran. Wie zum Beleg erklärte Israels Vize-Premier Silvan Shalom schon, das Wahlergebnis fliege nun all jenen um die Ohren, die an einen Dialog mit dem Iran über sein Atomprogramm glaubten.

Die Töne aus der Obama-Regierung vor der Wahl waren hingegen durchaus hoffnungsvoll, schon sah man die Zeichen des Wandels im Iran. Als Vorbild nannte der US-Präsident die Wahlen im Libanon, wo am 7. Juni eine pro-westliche Koalition über die Eiferer der radikalislamischen Hisbollah gesiegt hatte. Was sich dort bewahrheitete, könne auch im Iran wahr werden, sagte Obama. "Und wer immer am Ende die Wahl im Iran gewinnt - die Tatsache, dass es dort eine kräftige Debatte gegeben hat, wird helfen, unsere Fähigkeit zu fördern, sie (den Iran) auf neue Weise einzubinden".

Boshaftigkeit Ahmadinedschad

Allerdings wusste auch die Obama-Regierung - ein Sieg von Ahmadinedschads Rivalen Mir Hussein Mussawi hätte nicht unbedingt mehr Flexibilität in der Atomfrage bedeutet. Aber: "Es wäre schön gewesen, ein Umfeld ohne die Boshaftigkeit Ahmadinedschads zu haben", sagte ein hoher US-Regierungsbeamter der "New York Times". Der Ton wäre anders. "Aber nicht notwendigerweise in der Politik."

Unter der Hand ließen US-Regierungsmitarbeiter unterdessen durchklingen, wie sehr sie an dem überraschend klaren Sieg Ahmadinedschads zweifelten. Dass Mussawi die Abstimmung in seiner Heimatstadt verloren und Mitbewerber Mehdi Karrubi weniger als ein Prozent der Stimmen erhalten habe, sei "nicht glaubhaft", sagte ein namentlich nicht genannter Beamter dem US-Sender Fox News.

Pragmatismus ist gefragt

Im Washington scheint man die Lage trotz des für die USA enttäuschenden Wahlergebnisses nun mit Pragmatismus anpacken zu wollen. "Die Regierung nimmt die Situation wie sie ist, nicht wie wir sie gerne hätten", meint ein hoher Regierungsmitarbeiter. "Am Ende kommt man eben nicht herum, sich zu engagieren."

Quelle: ntv.de, Frank Brandmaier, dpa

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