"Addio" Bischof Milingo Vatikan verstößt Enfant terrible
26.09.2006, 19:15 UhrEr war das Enfant terrible der katholischen Kirche: Mal provozierte der sambische Erzbischof Emmanuel Milingo den Vatikan mit einer Hochzeit nach dem Ritus der Moon-Sekte, mal tat er sich als "afrikanischer Wunderheiler" und Exorzist hervor - und jetzt weihte der umstrittene Geistliche mit dem schütteren weißen Haar in den USA vier verheirate Männer zu Bischöfen. Das brachte das Fass für den Heiligen Stuhl zum überlaufen, dem nun endgültig der Geduldsfaden riss: Exkommunikation "Latae sententiae" lautet das Urteil, womit Milingo am Dienstag wegen seiner Vergehen gegen das Kirchenrecht automatisch aus der Kirche ausgeschlossen wurde.
Der zögerte nicht lange mit seiner Reaktion und ließ durch einen Sprecher verkünden, die Exkommunikation habe keine Bedeutung für ihn und sei "nicht mehr wert als das Papier, auf dem sie geschrieben steht". Er werde in seiner Tätigkeit fortfahren und sich weiterhin für verheiratete Priester einsetzen. Zu diesem Zweck hatte der 76-jährige Ex-Erzbischof von Lusaka zuletzt bereits die Organisation "Married Priests Now" gegründet.
Ein Blick zurück: Mitten in Rom und ganz in der Nähe des Petersdoms vereinte Milingo schon in den 80er und 90er Jahren tausende hysterisch kreischende Menschen um sich, um ihnen den Teufel auszutreiben. "Möge der Heilige Geist Euch heilen, Ihr Leberkranken und Aids-Infizierten, Ihr Leukämiepatienten und die Ihr den Krebs im Rückenmark habt!" rief der Afrikaner seinen Anhängern zu. "Aber auch Euch, Ihr Besessenen und Verfluchten, ihr Opfer der Hexerei und der schwarzen Magie."
Schon damals haben kirchliche Disziplinarmaßnahmen gegen den schwarzen Priester wenig genützt. Auch der Mailänder Kardinal Carlo Maria Martini und Roms Generalvikar Camillo Ruini riefen den unbequemen Bischof zur Ordung -vergeblich. Gottesdienste in Kirchen zu zelebrieren, war ihm ohnehin schon lange untersagt.
In weltweite Schlagzeilen kam Milingo dann im Jahr 2001, als er bei einer Massentrauung der Moon-Sekte die koreanische Ärztin Maria Sung ehelichte. Nur drei Monate später endete die Verbindung genau so spektakulär, wie sie begonnen hatte: Milingo entschied, reuemütig in den Schoß der Kirche zurückzukehren, worauf seine Ehefrau mit Hungerstreik drohte. "Das ist nicht mehr Milingo. Sie haben ihn unter Drogen gesetzt", schluchzte die kleine Frau vor laufenden Kameras Dann, bei einem Treffen in einem Hotel in unmittelbarer Nähe des Vatikans, stimmte die Anhängerin der Moon-Sekte doch überraschend der Trennung zu. Wochenlang beherrschte die "Seifenoper" die Medien.
Es war Johannes Paul II., der den damals bereits exkommunizierten Bischof in die Kirche zurückholte. Ein Jahr wurde er zwecks Selbstbesinnung und Gebet nach Argentinien geschickt, dann kehrte er an einen geheimen Ort in Italien zurück, wo es still um ihn wurde -bis zum vergangenen Juni: Milingo meldete sich plötzlich aus den USA und erklärte, er lebe jetzt wieder mit Maria Sung zusammen. Zugleich forderte er Freiheit für Priester, die heiraten wollen und richtete einen entsprechenden Appell an den Papst. Aber Benedikt XVI. reagierte weniger verständnisvoll als sein Vorgänger und entschied: Für das uneinsichtige Enfant terrible ist in der katholischen Kirche kein Platz mehr, "Addio" Bischof Milingo.
(von Carola Frentzen, dpa)
Quelle: ntv.de