Reaktionen auf Obamas Ehrung Viel Lob und etwas Kritik
09.10.2009, 17:16 UhrInternational haben Politiker und Staatsmänner US-Präsident Barack Obama zur Verleihung des Friedensnobelpreises gratuliert. Jedoch mischt sich auch etwas Kritik in die Entscheidung.
Bundeskanzlerin Angela Merkel gratulierte Obama: "Es ist ihm in kurzer Zeit gelungen, weltweit einen neuen Ton zu setzen, Gesprächsbereitschaft zu schaffen", sagte Merkel in Leipzig und sprach von einer "großartigen Auszeichnung". "Ich glaube, wir sollten ihn alle unterstützen dabei, Frieden auf der Welt noch besser möglich zu machen. Es gibt noch sehr vieles zu tun, aber es ist auch ein Fenster der Möglichkeiten geöffnet worden."
Bundespräsident Horst Köhler lobte den Politikstil Obamas. "Ihr Name wird mit einer neuen, kooperativen Weltpolitik verbunden, die im fairen, partnerschaftlichen Miteinander den globalen Herausforderungen begegnet", schrieb Köhler dem US-Präsidenten.
"Mit Überzeugung applaudiert"
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte: "Die Auszeichnung für den Führer der größten Militärmacht der Erde zu Beginn der Amtszeit spiegelt die Hoffnungen wider, die er weltweit mit seiner Vision einer atomwaffenfreien Welt geschaffen hat."
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy wertete die Verleihung an Obama als weltweite Ermutigung, mit dem US-Präsidenten für Frieden und Gerechtigkeit zu wirken. Das Nobelpreiskomitee "zeichnet mit seinem angesehensten Preis Ihr entschiedenes Engagement für die Menschenrechte, für die Gerechtigkeit und für die Verbreitung des Friedens in der Welt aus", schrieb Sarkozy an Obama. "Wir haben davon während der Ministerratssitzung erfahren und Obama mit Überzeugung applaudiert", erklärte der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi.
Der polnische Friedensnobelpreisträger Lech Walesa zeigte sich überrascht. "So schnell? Zu schnell", sagte Walesa dem Fernsehsender TVN24. Obama habe erst begonnen, er müsse nun handeln, erklärte der Ex-Präsident Polens. Walesa hatte den Nobelpreis 1983 erhalten.
"Eine würdige Ergänzung in unserer Familie"
Der Vatikan lobte die Vergabe des Friedensnobelpreises. Vatikansprecher Federico Lombardi hob besonders Obamas Bemühen um den Weltfrieden hervor. "Wir schätzen besonders den Einsatz des Präsidenten für den internationalen Frieden und für die atomare Abrüstung", sagte Lombardi.
Der russische Friedensnobelpreisträger und frühere Sowjetpräsident Michail Gorbatschow schrieb in einem Telegramm: "Sie sind eine würdige Ergänzung in unserer Familie der Nobelpreisträger." Obama habe mit seinen Initiativen die diplomatische Atmosphäre in der Welt wesentlich verbessert. "Mir sind Ihre Visionen nahe", schrieb Gorbatschow.
Auch der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela zeigte sich erfreut. Über seine Stiftung ließ der einstige Anti-Apartheid-Kämpfer erklären: "Wir hoffen, dass dieser Preis sein (Obamas) Engagement stärken wird, als Staatschef der mächtigsten Nation der Erde weiter den Frieden und die Ausmerzung der Armut zu propagieren."
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Mohammed el Baradei, äußerte sich begeistert: "Mir fällt niemand ein, der diese Ehre mehr verdient hätte", zitierte die IAEA el Baradei in Wien. In weniger als einem Jahr im Amt habe Obama es geschafft, "die Hoffnung auf eine Welt, die mit sich selbst in Frieden ist, wiederaufleben zu lassen".
Palästinenser fordern zusätzliche Anstrengungen
Der israelische Staatspräsident Schimon Peres schrieb in einem Telegramm, Obama habe der gesamten Menschheit neue Hoffnung gegeben. "Nur sehr wenige Führer, wenn überhaupt, haben es geschafft, die Stimmung in der gesamten Welt in solch kurzer Zeit und mit solch tiefgehenden Auswirkungen zu verändern". Unter Führung Obamas sei Frieden wieder zu einem echten und originären Programm geworden.
Die Palästinenserführung verlangte zusätzliche Anstrengungen für einen Frieden in Nahost. "Ich hoffe, dass der Preis ein zusätzlicher Ansporn für Präsident Obama ist, noch härter für einen Frieden in unserer Region zu arbeiten", sagte der Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde Ghassan Chatib in Ramallah. "Der Preis wird Obama eine zusätzliche Verantwortung auferlegen, sich für den Frieden in der Welt zu engagieren."
Karsai lobt, Taliban kritisieren
Auch Afghanistans Präsident Hamid Karsai begrüßte die Entscheidung: "Seine harte Arbeit und seine neue Vision für die globalen Beziehungen, sein Wille und seine Anstrengungen, auf dem Weltniveau freundschaftliche und gute Beziehungen und weltweiten Frieden zu schaffen, machen ihn zum angemessenen Empfänger des Friedensnobelpreises", sagte Karsais Sprecher Siamak Hirai in Kabul.

(Foto: dpa)
Mit scharfer Kritik reagierten dagegen die radikal-islamischen Taliban. Obama sollte besser einen Nobelpreis für Gewalt erhalten, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid in einem Telefonat. Es sei absurd, dass der Friedensnobelpreis an einen Mann gehe, der zusätzliche 21.000 Soldaten nach Afghanistan geschickt habe, um den Krieg eskalieren zu lassen, erklärte Mudschahid. Obama habe "in Afghanistan keinen einzigen Schritt in Richtung Frieden" unternommen.
Freude auch in Kenia
Der kenianische Familienzweig von Barack Obama äußerte sich voller Stolz. "Wir sind sehr stolz über diese Auszeichnung für Barack", sagte sein Halbonkel Said Obama, der im westkenianischen Kogelo lebt. "Das ist eine große Ehre." Der kenianische Präsident Mwai Kibaki sprach in seinem Glückwunschschreiben an Obama von einem "Meilenstein". Mit dem Friedensnobelpreis werde Obamas Beitrag für einen besseren Zustand der Menschheit gewürdigt. "Obama ist eine Inspiration", sagte die kenianische Friedensnobelpreisträgerin und Umweltschützerin Wangari Maathai.
Lob in der arabischen Welt
"Ich finde, dass er diese Auszeichnung verdient hat, weil er Mut bewiesen hat, zum Beispiel als er die Entscheidung traf, das Gefangenenlager in Guantánamo dicht zu machen", sagt Wadah Abed Rabbo, Chefredakteur der syrischen Zeitung "Al-Watan". Auch sei es Obama binnen kürzester Zeit gelungen, das Image der USA in der Welt aufzupolieren. Der Vorsitzende des auswärtigen Komitees im syrischen Parlament, Suleiman Haddad, versteht die Preisvergabe an Obama weniger als Belohnung für dessen Politik, sondern eher als eine Geste, die Obama "ermutigen" soll, seine Versprechen auch einzulösen.
"Der US-Präsident hat den Wandel versprochen und dies ist nun die Krönung dieses politischen Richtungswechsels, dessen Ergebnisse wir hier im Irak positiv spüren", sagt der christliche irakische Parlamentarier Jonadam Kanna. Dass Obama den Friedensnobelpreis erhalten habe, sei ein "Sieg des Friedens über Gewalt und Hass." Doch seine Kollegin, die unabhängige Abgeordnete Majsun al-Damludschi beurteilt die Entscheidung des Nobelkomitees für Obama nicht so vorbehaltlos. "Er hat dem Irak nicht die Priorität eingeräumt, die unser Land verdient gehabt hätte, sondern er hat nur den Truppenabzug angekündigt", sagt sie. "Wir werden ihm erst dann gratulieren, wenn er Frieden geschaffen hat in Palästina", erklärt der jemenitische Vize-Minister für religiöse Stiftungen, Scheich Hassan al-Scheich.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts